Einfach nur „Regen“ ist der Titel dieses Bilderbuchs, und Regen gibt es auch gleich auf dem Cover, nicht nur zum Anschauen, sondern sogar zum Fühlen: Die Tropfen (und das Wort „Regen“) sind erhaben, immer wieder anfassen und drüberstreichen möchte man. Wenn man das Buch aufschlägt, wird auf den großen Seiten mit viel Regen – von Tropfen bis Bindfäden – eine unkomplizierte kleine Geschichte erzählt.
Es regnet heftig, doch ein Junge, der bei seinem Opa ist, möchte trotzdem raus. Er erklärt seinem Opa, was man bei Regen alles Schönes machen kann, doch sein Opa will warten, bis es aufhört zu regnen. Als ein Brief kommt, setzt sich der Opa sofort hin, um ihn zu beantworten. Der Junge schaut indessen zum Fenster raus in den Regen und außerdem verschiedene Bilderbücher an, unter anderem eins über den Karneval in Venedig. Als der Opa mit dem Brief fertig ist, geht er endlich mit raus, zufällig hat es kurz aufgehört zu regnen. Und der Weg zum Briefkasten wird eine kleine (venezianische) Fantasiereise, nicht in Worten, aber in Bildern.
Die Bilder sind sehr schön, irgendwie „typisch englisch“, sie erinnern vom Stil her an Quentin Blake und ein paar Dinge kann man auch als „englisch“ identifizieren, das Haus, den Briefkasten und den Toasthalter zum Beispiel. In manchen Draußen-Bildern passiert nicht viel mehr als dass es Bindfäden regnet und das Wasser steigt, spannend sind die Spiegelwelten, die der Regen zaubert. Die Spielsachen des Jungen, die man in seinem Zimmer sieht, tauchen später in den Fantasiebildern wieder auf.
Während ich die Bilder also prima finde, überzeugt die Geschichte mich nicht so richtig. Der Opa, der erst rausgehen will, wenn es aufhört zu regnen, nervt. Der Junge beschäftigt sich, solange sie drinnen warten, die ganze Zeit selbst, was schon sehr erstaunlich ist. Und die Fantasiereise könnte „organischer“ in die Geschichte eingebaut sein … Aber egal, letztendlich kommt es auf die Bilder an, und die kann man einfach genießen. Bis zum nächsten Regen!
Sam Usher: Regen
Aus dem Englischen von Meike Blatnik
Lektorat: Christiane Lawall
40 Seiten
ab 4 Jahren
annette betz 2017
ISBN: 978–3‑219–11727‑1
14,95 Euro