„Ausgeschlafen. Alles über guten Schlaf“ von Ysbrand van der Werf

Das Buch wirkt auf den ers­ten Blick wie eines die­ser Geschenkbücher: Es ist klein und hand­lich (12 x 19 Zentimeter), hat einen fes­ten Einband und ein simp­les, sehr anspre­chen­des Cover. Schlägt man es auf, weiß man schnell, dass der Schein trügt. Auf rund 160 Seiten gibt es kaum Bilder und Grafiken, die las­sen sich qua­si an einer Hand abzäh­len. Dafür sind die Seiten reich­lich mit Text gefüllt, in einer eher klei­nen Schrift, die sich aber gut lesen lässt.

Der deut­sche Titel ist: „Ausgeschlafen. Alles über guten Schlaf“, sodass man einen Ratgeber über guten Schlaf erwar­ten könn­te. Der nie­der­län­di­sche Originaltitel lau­tet: „Iedereen slaapt“, also „Jeder schläft“. Und das trifft es viel bes­ser. Autor des Buches ist Neurowissenschaftler und Schlafforscher Ysbrand van der Werf, der am Niederländischen Institut für Neurowissenschaften der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Amsterdam arbei­tet. In zwölf Kapiteln behan­delt er das Thema Schlaf, und zwar ganz klar aus der Sicht des Schlafforschers. Man erfährt, was die Forschung zum Schlaf weiß – und vor allem, was nicht. Denn, damit beginnt und schließt der Autor das Buch, Schlaf bleibt „ein geheim­nis­vol­ler Zustand“.

„Wie sieht Schlaf aus?“, „Wie viel soll­te man schla­fen?“, „Macht Schlafen krea­tiv?“ – auf Fragen wie die­se geht der Autor im Buch poin­tiert ein. Auch ob und wie Tiere schla­fen, wird in einem Kapitel behan­delt, des Weiteren „Schlafanomalien“, „Träume“ und wel­che Voraussetzungen man selbst für einen „unge­stör­ten Schlaf“ schaf­fen kann. Es gibt also sehr wohl eini­ge Ratschläge für Leserinnen und Leser, die neben der Theorie auch an der Praxis des Schlafs inter­es­siert sind. Wie es in einem Schlaflabor aus­sieht und zugeht, ist lesens­wert, eben­so die Schlaglichter in der Erforschung des Schlafs. Wer also kei­nen Schlafratgeber sucht, son­dern ein Buch, das fun­diert und kurz­wei­lig das Thema Schlaf beleuch­tet, ist mit „Iedereen slaapt“ gut bedient.

Ysbrand van der Werf: Ausgeschlafen. Alles über guten Schlaf
Aus dem Niederländischen von Bärbel Jänicke
160 Seiten
2019 Patmos Verlag
ISBN 978–3‑8436–1012‑4
16 Euro

„Das Geheimnis des Jesus von Nazareth. Eugen Drewermann antwortet jungen Menschen“

„Eugen Drewermann ant­wor­tet jun­gen Menschen“ heißt der Untertitel des Buchs, und damit hat es Folgendes auf sich: Drewermann hielt an einem Gymnasium im Münsterland einen Vortrag zum Thema „Jesus von Nazareth als Befreiung zum Frieden“. Im Religionsunterricht der Oberstufe wur­de dann dar­über dis­ku­tiert, und Lehrer Martin Freytag sam­mel­te Fragen der Schülerinnen und Schüler. Diese stell­te er Eugen Drewermann, der sie in einem mehr­stün­di­gen Gespräch beantwortete.

Herausgekommen ist ein hand­li­ches Buch mit knapp 140 Seiten und rela­tiv enger, nicht all­zu gro­ßer Schrift, das sich – nicht nur – an Jugendliche rich­tet. Es ist in acht Kapitel bzw. Themenkomplexe unter­teilt: „Persönliches, denn Theologie ist Biografie“, „Der jun­ge Jesus: Geburt und frü­he Jahre“, „Das Wirken Jesu: Gleichnisse – Wunder – Bergpredigt“, „Der Kern von allem: Das Reich Gottes und Gottes Sohn“, „Bis zur letz­ten Konsequenz: Jesu Tod am Kreuz“, „Die Entmachtung des Todes: Jesu Auferweckung aus dem Tod“, „Eine ner­vö­se Spannung: Jesus und die Kirche“ sowie „Festhalten an Jesus: Was blei­ben muß“. Die letz­te Kapitelüberschrift zeigt schon, dass im Buch die alte Rechtschreibung ver­wen­det wird, mit „müßt“, „wißt“,„daß“ usw., was unge­wohnt wirkt, aber nicht wei­ter stört.

Eugen Drewermann ist vie­len ein Begriff, er ist Theologe, jedoch kir­chen­kri­tisch und 2005 aus der katho­li­schen Kirche aus­ge­tre­ten. Welche Bedeutung hat Jesus für ihn? Eine Antwort fin­det sich im Buch auf Seite 15: „Ich brau­che die Botschaft Jesu, um mit ihm an einen Gott zu glau­ben, der im Hintergrund die­ser ver­wor­re­nen Welt als Liebe auf­leuch­tet. Ich glau­be durch Jesus an Gott.“ Weiter auf Seite 131: „Was Menschen wirk­lich brau­chen, ist die Anerkennung ihrer Schwäche, die Ernstnahme ihrer Zerbrochenheit, einen güti­gen Umgang mit ihren Unvollkommenheiten. Das ist die gan­ze Botschaft Jesu.“

Wie ist die Jungfrauengeburt zu ver­ste­hen?, Wie fin­det man heu­te Zugang zur Bibel?, Warum wur­de Jesus hin­ge­rich­tet?, Ist Jesus wirk­lich auf­er­stan­den?, Warum sol­len Christen ihr Leben auf Jesus grün­den? – Eugen Drewermanns Ausführungen zu Fragen wie die­sen kom­men nicht wie in den meis­ten Lehrbüchern auf den Punkt gebracht, knapp und bereit zum Auswendiglernen daher. Sie schwei­fen auch mal aus und bie­ten Stoff zum Nachdenken und Diskutieren, denn Drewermanns Bibelauslegung ist durch­aus kon­tro­vers. Und sehr lesens­wert, wie ich finde.

Das Geheimnis des Jesus von Nazareth. Eugen Drewermann ant­wor­tet jun­gen Menschen
141 Seiten
2018 Patmos Verlag
ISBN 978–3‑8436–1080‑3
12 Euro

„Elie Wiesel. Erinnerungen eines Weggefährten“ von Reinhold Boschki

2018 wäre Elie Wiesel neun­zig gewor­den, aus dem Anlass erschien die­ses Buch. Der Autor, Reinhold Boschki, ist katho­li­scher Theologe Jahrgang 1961. Als Student traf er Elie Wiesel 1986 zum ers­ten Mal, danach noch vie­le wei­te­re Male, er bezeich­net Elie Wiesel als sei­nen Lehrer. Im Buch gibt er einen Einblick in Wiesels Leben und Werk, schil­dert Begegnungen mit ihm.

1928 wur­de Elie Wiesel in Sighet in Siebenbürgen gebo­ren, 1944 mit sei­ner Familie nach Auschwitz depor­tiert, sei­ne Eltern und die jün­ge­re Schwester wur­den im Konzentrationslager ermor­det. Nach der Befreiung leb­te Elie Wiesel erst in Frankreich, dann in den USA. Er arbei­te­te als Journalist, schrieb Bücher und lehr­te an Universitäten in den USA Philosophie, Judaistik und Literatur. 1986 bekam er den Friedensnobelpreis, 2016 starb er.

Für das Erinnern und für Solidarität, gegen das Vergessen und gegen Gleichgültigkeit hat Elie Wiesel geschrie­ben, Vorträge gehal­ten, gelehrt, gere­det, das neh­me ich aus Boschkis Buch mit. Da Wiesel nun nicht mehr lebt, ist es umso wich­ti­ger, auf ihn und auf sei­ne Bücher wei­ter auf­merk­sam und neu­gie­rig zu machen, und das schafft Reinhold Boschki mit sei­nen „Erinnerungen eines Weggefährten“. Im Anhang fin­det sich neben einer Kurzbiografie Elie Wiesels auch ein Überlick über sei­ne Werke: Autobiografien, Romane/Dramen, Essaysammlungen sowie biblisch-tal­mu­disch-chas­si­di­sche Schriften. Egal, womit man anfängt, die Hauptsache ist: Niemals vergessen.

Reinhold Boschki: Elie Wiesel – ein Leben gegen das Vergessen. Erinnerungen eines Weggefährten
158 Seiten
2018 Patmos Verlag
ISBN 978–3‑8436–1079‑7
16 Euro