Die Cinderella in diesem Buch heißt Seçil, ist 15 3/4 und findet sich hässlich. Sie hat Mitesser, ist dicker als ihre Mutter (die Größe 36 trägt) und hat Cellulitis (in dem Alter?!). Sie braucht keine schönen Kleider, um ihren Traumprinzen – der André heißt und in ihre Schule geht – bezaubern zu können, sondern eine neue Haut. Und die bekommt sie dank eines mysteriösen Glitzergels aus einer Zeitschrift. So ein Blättchen, in denen Models den Leserinnen vorführen, was wahre Schönheit ist: Oberschenkel so dick (oder dünn) wie die Unterschenkel, im Gesicht keine Pore zu erkennen, geschweige denn Pickel oder Mitesser, sanftes, glänzendes Haar …
Seçil also schmiert sich das rosa Gel aus einer Cremeprobe ins Gesicht – und ihr wird schwarz vor Augen. Als sie wieder aufwacht, ist sie verwandelt: Sie sieht aus wie ein Model. Zunächst bleibt sie für zwei Stunden so, später hält der Zauber länger an. Da könnte man sich dann fragen: Und was sagen die Eltern dazu? Seçils Eltern sind praktischerweise das ganze Buch über im Urlaub, drei Wochen insgesamt. Sie kommen gerade rechtzeitig zum dramatischen Ende zurück. Die einzige Erwachsene, die immer mal bei Seçil vorbeischaut, ist ihre Patentante, die sich ein wenig seltsam benimmt, aber das scheint bei ihr normal zu sein. Cinderella aka Seçil macht sich nun auf, ihren Prinzen zu betören. In einer Disko wird sie von einem Scout angesprochen, der sie innerhalb weniger Tage zum Topmodel macht.
So viel zur Geschichte, mehr muss ja erst mal nicht verraten werden. Über Seçil erfährt man nicht allzu viel, kaum etwas zum Äußeren (außer dass sie sich zu dick findet. Aber was ist dick?), wenig zu ihren Hobbys. Zumindest würde ich vermuten, dass sie noch andere Hobbys außer besagten Blättchen, Schminken, GNTM und Essen haben sollte? Ach ja, die Schwärmerei für André habe ich vergessen! Für eine fast 16-Jährige ist sie etwas kindlich-kindisch – das Buch ist allerdings für Leserinnen ab 12, da passt das dann wohl wieder. Ab und zu blitzt ein bodenständigeres Mädchen durch, wenn sie eine geplatzte Jeans näht, Postraffungsübungen macht oder denkt, dass es besser ist gesund und dick zu sein als dürr mit Bulimie.
Die Sprache überrascht manchmal – oder verwenden Teenager heute tatsächlich Wörter wie „Schönheitszustand“ und „minder“? Keine Ahnung. Dass „makellos“ bei ihnen zum aktiven Wortschatz gehört, wage ich zu bezweifeln. Aber der Titel hat natürlich was! Etwas irritierend ist auch, dass die Geschichte im Präsens geschrieben ist, in der Ich-Form. Vielleicht spricht das Teenager eher an als – Nicht-Teenager? Das Cover ist auf jeden Fall gelungen, mit Glitzer und Rosa – ein echtes Mädelsbuch! Insgesamt ein kurzweiliges Märchen, das im Heute spielt, natürlich mit Happy End.
Makellos ab Mitternacht
Aygen-Sibel Çelik
ab 12 Jahren
160 Seiten
Verlag Carl Ueberreuter
9,95 Euro
ISBN: 978–3‑8000–5569‑2