„Große Erfinderinnen und ihre Erfindungen“ von Aitziber Lopez und Luciano Lozano

Margaret A. Wilcox hat die Autoheizung erfun­den, Elizabeth Magie Phillips das Monopoly-Spiel, Marion O’Brian Donovan die Einwegwindel (und mehr), Josephine Garis Cochrane den Geschirrspüler, Stephanie Kwolek die Kunstfaser Kevlar. Bekannt sind die­se Namen eher nicht, und wenn man aus dem Stegreif ein paar Erfinderinnen und Erfinder nen­nen soll, fal­len den meis­ten sicher Erfinder, also Männer, ein. Von bestimm­ten Erfindungen und Erfindern liest und hört man immer wie­der, von Erfinderinnen dage­gen kaum.

„Große Erfinderinnen und ihre Erfindungen“ ist ein Bilder-Sachbuch für Kinder ab vier Jahren, in dem vier­zehn Erfinderinnen – dar­un­ter die fünf oben – vor­ge­stellt wer­den. Zwölf von ihnen sind US-Amerikanerinnen, dazu noch eine Österreicherin und eine Spanierin. Etwas ein­sei­tig, aber doch ein Anfang. Die Autorin des Buchs, Aitziber Lopez, stammt aus Spanien und ist Chemikerin. Die Erfinderinnen, die sie aus­ge­wählt hat, wur­den im 19. Jahrhundert oder Anfang des 20. Jahrhunderts gebo­ren, jede hat eine Doppelseite für sich, auf der neben einer gro­ßen Illustration bis zu vier kur­ze Textblöcke ste­hen. Die Autorin geht jeweils kurz auf die Erfindung und ihre Bedeutung ein, außer­dem auf das Leben der Erfinderin und ihre Zeit – und das infor­ma­tiv, abwechs­lungs­reich und nah­bar. Zum einen wer­den die Erfinderinnen am Anfang mit dem vol­len Namen genannt, im Folgenden jedoch nur mit dem Vornamen, zum andern wer­den die Kinder, die das Buch lesen, öfter direkt ange­spro­chen: „Stell dir vor …“, „Denkt euch …“, „Du kannst dir nicht vorstellen …“

Die Illustrationen pas­sen zur Zeit, in der die jewei­li­ge Erfinderin leb­te, Äußeres, Kleidung und Umgebungsdetails sind ent­spre­chend gestal­tet. Wenn Fotos von der Erfinderin exis­tie­ren, hat sich Illustrator Luciano Lozano offen­sicht­lich grob dar­an ori­en­tiert. Nicht jede Erfinderin ist jedoch dar­ge­stellt, so ist von einer, auf die das Unterwasserteleskop zurück­geht, nur der Name Sarah Mather bekannt, sonst nichts. Die Illustrationen sind in Farbe und Formen anspre­chend und ein­la­dend und dazu qua­si aus dem Leben gegrif­fen, wenn zum Beispiel Marion O’Brian Donovan, die die Einwegwindel erfun­den hat, durch das gro­ße Fenster eines Hauses beim Windelnwechseln zu sehen ist. Oder Josephine Garis Cochrane, wie sie bei einem gro­ßen Fest ihren Geschirrspüler benutzt. Eine Prise Schalk oder Humor, ein Augenzwinkern fin­det sich auf jeder Illustration, sowohl in der Situation als auch in den Gesichtsausdrücken von Menschen und Tieren.

Kindern macht die­ses Buch bewusst, was vier­zehn Erfinderinnen erfun­den und geleis­tet haben, erwach­se­ne Vorleserinnen und Vorleser ler­nen auch noch was dazu und dürf­ten neu­gie­rig wer­den, zum Leben der Frauen und ihren Erfindungen zumin­dest mal in der Wikipedia nach­zu­le­sen. Dann erfährt man zum Beispiel, dass Stephanie Kwolek, aus deren Kunstfaser Kevlar Seile, Feuerwehrhelme, Reifen usw. her­ge­stellt wer­den, mit ihrer Erfindung nichts ver­dient hat, da sie das Patent ihrem Arbeitgeber über­schrie­ben hat­te. Solche Bücher sind wich­tig, es soll­te mehr davon geben.

Große Erfinderinnen und ihre Erfindungen
Texte: Aitziber Lopez, Illustrationen: Luciano Lozano
aus dem Spanischen von Svenja Becker
Lektorat: Kim Laura Franzke
36 Seiten
ab 4 Jahren
2020 annet­te betz
ISBN: 978–3‑219–11872‑8
14,95 Euro