„Gesundheitsratgeber chronische Niereninsuffizienz“ von Dr. med. Norbert Braun

Dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach Salz mög­lichst mei­det, ist ja recht bekannt. Wer die­sen Ratgeber zur chro­ni­schen Niereninsuffizienz gele­sen hat, wird den eige­nen Salzkonsum min­des­tens kri­tisch betrach­ten, denn er dürf­te viel zu hoch sein. Was schlecht für die Nieren ist. Genauso wie ein zu hoher Zuckerkonsum. Andere Dinge beein­flus­sen die Gesundheit der Nieren eben­falls nega­tiv – wie immer hat man nicht alles in der Hand, aber wo man anset­zen, was man selbst machen kann, erfährt man im Buch.

In sechs Kapiteln auf 160 Seiten han­delt Autor Dr. med. Norbert Braun das gan­ze Spektrum der Nierengesundheit und ‑krank­heit ab: „Das leis­ten unse­re Nieren“, „Wenn die Nieren schwä­cheln“, „Niereninsuffizienz: ein Fortschreiten hin­aus­zu­zö­gern, ist mög­lich!“, „Hilfe zur Selbsthilfe: Risikofaktoren ver­mei­den“, „Wenn eine Dialyse unaus­weich­lich ist“ und „Wer bekommt eine Transplantation?“. Seit „Darm mit Charme“ sind Gesundheitsratgeber ja ger­ne mal unter­halt­sam. Auf die­ser Schiene fährt der Niereninsuffizienz-Ratgeber nicht. Er ist eher wie ein kom­pak­tes, sehr infor­ma­ti­ves und bes­ten­falls hilf­rei­ches Gespräch mit dem Arzt, der Ärztin. Also etwas, das es im Praxisalltag zwi­schen Arzt und Patient oft genug nicht gibt, aus ganz ver­schie­de­nen Gründen.

Zunächst geht der Autor dar­auf ein, was die Nieren über­haupt leis­ten: Sie fil­tern das Blut, recy­celn für den Körper wich­ti­ge Nährstoffe, regu­lie­ren den Säure-Basen-Haushalt und den Blutdruck, pro­du­zie­ren das Hormon EPO, akti­vie­ren Vitamin D, und das ist noch nicht alles. Sie sind also extrem wich­tig, auch wenn sich das in der öffent­li­chen Wahrnehmung nicht wider­spie­gelt, wie der Autor in sei­nem Vorwort erwähnt. Artikel zu Herz und Hirn schei­nen stän­dig in den Medien zu zir­ku­lie­ren, über die Nieren eher nicht. Oder? Wie die Leber sind die Nieren ein Organ, das eine schlech­te Behandlung lan­ge erträgt, ohne mit Schmerzen auf sich auf­merk­sam zu machen. Während die Leber sich jedoch gut rege­ne­rie­ren kann, ist das bei den Nieren nicht der Fall. Man kann ein Fortschreiten einer Nierenerkrankung, der Niereninsuffizienz, viel­leicht hin­aus­zö­gern, eine Reparatur ist jedoch nicht drin.

Umso wich­ti­ger ist es, eine even­tu­el­le Erkrankung recht­zei­tig zu erken­nen und ganz all­ge­mein im Rahmen des Möglichen nie­ren­freund­lich zu leben. Wie das gehen kann, zeigt der Ratgeber. Vor allem infor­miert der Autor umfas­send zur Diagnostik, zu Behandlungsmöglichkeiten und Medikation bei Erkrankungen und Dialyse, bis zur Transplantation, wird also sehr kon­kret. Als Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Nephrologie, der als Chefarzt in Kliniken gear­bei­tet hat und jetzt eine Haus- und Nierenpraxis betreibt sowie Dialyseabteilungen in Rehakliniken lei­tet, ist er Experte und Praktiker, was das Buch aus­macht und wovon die Leserin, der Leser pro­fi­tie­ren kann.

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Norbert Braun: Gesundheitsratgeber chro­ni­sche Niereninsuffizienz. Früh erken­nen, wirk­sam behan­deln, Organversagen ver­hin­dern. Für mehr ganz­heit­li­che Lebensqualität
Lektorat: Pepe Peschel
160 Seiten
2022 hum­boldt Verlag
ISBN 978–3‑8426–3088‑8
22 Euro

„Der Survival-Guide für Mamas“ von MutterKutter

Lustigerweise ken­ne ich „MutterKutter“, ein Blog-Magazin für Mütter, nicht, mich hat­te das Cover des Buches ange­spro­chen, und wer bekommt nicht ger­ne gute Tipps für den Familienalltag? Autorinnen des Buches sind MutterKutter-Mitglieder Dorothee Dahinden, Dr. med. Judith Bildau, Kerstin Lüking und Isabel Huttarsch, die als TV-Reporterin, Frauenärztin, Hebamme bzw. Psychologin arbei­ten, was schon mal pro­fes­sio­nel­len Input für einen „Survival-Guide für Mamas“ ver­spricht. Die vier Frauen haben ins­ge­samt 16 Kinder, an eige­nen Erfahrungen fehlt es also auch nicht.

Das Buch rich­tet sich pri­mär an Mütter mit Kindern im Vorschul- und Grundschulalter und hat sechs Kapitel: „Familienalltag“, „Kita, Schule und Job“, „Wutanfälle, Wackelzahnpubertät und Schulfrust“, „Liebe, Sex und Krisenmanagement“, „Gesundheit, Fitness und men­ta­le Stärke“ sowie „Bleibe du selbst!“. Auf den rund 200 Seiten kom­men die vier Autorinnen abwech­selnd zu Wort, wer gera­de dran ist, zeigt jeweils ein gezeich­ne­tes Kopfporträt am Anfang, eine schö­ne und ein­fa­che Lösung, die zum zuge­wand­ten, locke­ren Stil des Ratgebers passt. Die Leserin wird geduzt und schwimmt wäh­rend der Lektüre qua­si im „Mama-Pool“, was net­ter ist, als Siezen oder kei­ne direk­te Anrede es gewe­sen wären. Man soll sich ja ange­spro­chen füh­len und zum Tun gebracht wer­den, dem­entspre­chend gibts auch kei­ne sei­ten­lan­gen theo­re­ti­schen Abhandlungen zu einer Problematik, son­dern der Lesestoff wird in prak­ti­schen Häppchen prä­sen­tiert: Nach ein paar Sätzen zum Thema wird es mit Tipps, einer Schritt-für-Schritt-Anleitung oder Blick auf ein­zel­ne Situationen immer ganz konkret.

Logischerweise bie­tet das Buch eine Art Basisprogramm: Die Autorinnen haben sich für eine Auswahl an Themen ent­schie­den und all­zu sehr in die Tiefe kann ein Ratgeber mit dem Umfang nicht gehen, doch das ist okay so. Die Botschaft kommt auf jeden Fall an: Mütter blei­ben Menschen, auch wenn sie jun­ge Kinder haben, die von ihnen abhän­gig sind. Sie sind eigen­stän­di­ge Personen, ihr men­ta­les und kör­per­li­ches Wohlergehen ist wich­tig und es bringt letzt­end­lich nie­man­dem etwas, wenn sie sich für die Kinder und die Familie „auf­op­fern“. Das klingt so selbst­ver­ständ­lich, fast banal, aber ver­mut­lich erken­nen sich da etli­che wie­der: zu viel allein machen wol­len, sich für alle und alles ver­ant­wort­lich füh­len, nicht Stopp sagen …

„Der Survival-Guide für Mamas“ lie­fert zahl­rei­che Ideen, Impulse und Vorschläge, wie Familien ein ent­spann­te­res Zusammenleben hin­be­kom­men kön­nen und Mütter sich nicht selbst ver­ges­sen, und das auf eine empa­thi­sche, boden­stän­di­ge, gelas­se­ne Art und Weise. Sodass sich die Leserin weder bevor­mun­det noch über­for­dert füh­len dürf­te, son­dern gut bera­ten und inspi­riert für ihren eige­nen Alltag. Was eine gan­ze Menge ist.

MutterKutter: Der Survival-Guide für Mamas. Die bes­ten Überlebensstrategien für dei­nen Familienalltag. Entspannt durch die Vor- und Grundschulzeit
Lektorat: Katia Simon
200 Seiten
2020 hum­boldt Verlag
ISBN 978–3‑8426–1616‑5
19,99 Euro

„Schluss mit Zähneknirschen“ von Christian Koch

Zähneknirschen klingt nicht so dra­ma­tisch, kann aber unschö­ne Folgen haben, vom regel­rech­ten Abschleifen der Backenzähne bis hin zu Kopf‑, Nacken- und Rückenschmerzen. Auf etwa 180 Seiten beschäf­tigt sich Diplomtheologe, Berater und Coach Christian Koch mit dem Thema, nicht als Experte, son­dern als Betroffener, der nach etli­chen Arztbesuchen immer noch nicht wuss­te, woher Kopf- und Nackenschmerzen sowie eine Blendeempfindlichkeit kamen, und die Ursache – Zähneknirschen bzw. Bruxismus – zufäl­lig selbst ent­deck­te. Danach pro­bier­te er über Jahre hin­weg diver­se Methoden und Hilfsmittel aus.

Sein Vorwort ist über­schrie­ben mit „Willkommen im Club“, denn logi­scher­wei­se geht er davon aus, dass Menschen, die sich die­ses Buch anschaf­fen, selbst mit den Zähnen knir­schen. Als „Clubmitglied“ duzt er die Leserin, den Leser, was ich in dem Fall okay fand. Damit der Ratgeber „ange­nehm zu lesen ist“, schreibt er ledig­lich von Ärzten, Experten, Patienten usw., was nicht alle als ange­nehm emp­fin­den dürf­ten. Er sagt deut­lich, dass er kein Patentrezept lie­fern kann, son­dern Leute adres­siert, die bereit sind, Eigenverantwortung zu über­neh­men und aktiv zu werden.

Zwei Teile hat das Buch: „Was ist da los? Symptome und Ursachen“ und „Wie geht das weg? Wege, um weni­ger zu knir­schen“. Im ers­ten Teil bespricht der Autor die ärzt­li­che Leitlinie zur Behandlung von Bruxismus, ver­schie­de­ne Arten des Knirschens und eini­ge mög­li­che Ursachen. Interessant ist die Information, dass Zahnärztinnen und ‑ärz­te bei Zähneknirschen bera­ten bzw. auf­klä­ren kön­nen bzw. soll­ten zu Befund, Risikofaktoren, Therapiemöglichkeiten usw. Einfach nur eine Knirscheschiene zu ver­schrei­ben, stellt schnel­le Hilfe in Aussicht, reicht aber nicht unbe­dingt. Das kann man, falls man knirscht, beim nächs­ten Zahnarztbesuch ja mal anspre­chen. Was könn­te das Knirschen ver­ur­sa­chen? Zum Beispiel Stress, unebe­ner Aufbiss und eine unge­sun­de Körperhaltung, Stichwort zu viel und falsch sit­zen. Der Autor betont, dass es wich­tig ist, auf Ursachensuche zu gehen, um eine nach­hal­ti­ge Behandlung anzuschieben.

Teil 2 hat dop­pelt so vie­le Seiten wie Teil 1 und dreht sich dar­um, wie eine Behandlung aus­se­hen kann. Der Autor hat etli­ches aus­pro­biert, erwähnt aber auch Methoden, die er (noch) nicht selbst getes­tet hat, unter ande­rem: Schiene, Physiotherapie, Logopädie, Biofeedback. Wer auf der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten ist, bekommt einen bun­ten Strauß prä­sen­tiert und kann aus­wäh­len, was passt oder direkt anspricht – der Autor bie­tet einen ers­ten Überblick und gege­be­nen­falls eige­ne Erfahrungen. Neben „hand­fes­ten“ Methoden und Hilfsmitteln spielt der Kopf bzw. die Psyche eine essen­zi­el­le Rolle: Wann und war­um beißt man die Zähne zusam­men und knirscht, in der Nacht oder am Tag? Zum Schluss fasst der Autor die Behandlungsansätze, die er getes­tet oder recher­chiert hat, in einem „Ampelsystem“ zusam­men: grün für „güns­tig, schnell umsetz­bar, kaum oder kei­ne Nebenwirkungen“, gelb für „bewuss­te Entscheidung erfor­dert“ und rot für „bes­ser drei­mal drü­ber nach­den­ken“. Durchaus hilf­reich, wenn bei­spiels­wei­se von Behandlerinnen und Behandlern eine stark in den Körper ein­grei­fen­de Methode als Nonplusultra und ein­zi­ge Möglichkeit prä­sen­tiert wird, sie es aber viel­leicht nicht ist.

Mein Fazit: Das Buch ist unter­halt­sam geschrie­ben (ja, trotz des Themas), es ist infor­ma­tiv und regt an, selbst aktiv zu wer­den sowie Dinge rund ums Zähneknirschen – von Ursachen bis Behandlung – zu hinterfragen.

Christian Koch: Schluss mit Zähneknirschen. Bruxismus überwinden
Lektorat: Ulrike Schöber
184 Seiten
2020 humboldt
ISBN: 978–3‑8426–2965‑3
19,99 Euro