Das Buch sieht ein bisschen aus, als hätte es schon einige Jahre auf dem Buckel, denn der Einband präsentiert sich in warmen Sepiatönen. Die Geschichte ist allerdings zeitlos, es geht um Freundschaft. Der kleine Bär ist ein Schatzfinder, er findet Knöpfe, Federn, Wolken, Wäscheklammern, schüchterne Fussel und mehr. Davon will er allen erzählen, die er trifft, aber die haben es eilig, etwas anderes zu tun oder interessieren sich einfach nicht für die Bärenschätze. Irgendwann ist der Bär deswegen ganz geknickt, doch dann taucht der kleine Vogel auf. Und der will auch Schätze suchen, gemeinsam ziehen sie los …
Die Geschichte kommt mit wenigen Worten aus, und Worte wie Bilder haben viel Raum in dem Buch. Die Doppelseiten sind abwechslungsreich gestaltet, mal eine Seite Bild und eine Seite Wörter, mal zwei Seiten Bild, mal zwei Seiten Wörter. Bei den Bildern wiederholt sich die Kreisform als eine Art Rahmen, fast als würde man durch ein Fernrohr auf das Geschehen schauen, allerdings ist das eine durchlässige Grenze, Tiere, Pflanzen und Dinge befinden sich auch mal außerhalb des Kreises. Die Farben sind eher dezent und zurückhaltend, im Grau- und Braunbereich, mit vereinzelten Farbtupfern, wie auf dem Einband also. Das erinnert an chinesische und japanische Tuschezeichnungen, die Tierfiguren wiederum lassen mich an russische Kinderbücher denken, vor allem der Bär. Neben Bär und Vogel fällt eine Schnecke ins Auge, sie wird nie erwähnt und greift nicht in das Geschehen ein, ist aber auf vielen Seiten und nicht zuletzt auf dem Cover zu sehen. Interessant ist der Zeitpunkt, zu dem sie im Buch ihren ersten Auftritt hat.
Die Bilder wirken sehr liebevoll – die kleinen Wesen, faszinierende Pflanzen, viel Sinn fürs Detail. Zeichnerin und Autorin zugleich ist Stella Dreis. Ihr „Bärenvogelschatz“ ist ein schönes, ruhiges Buch, das vom Suchen und Finden sowohl von Dingen als auch von Freundschaft erzählt.
Stella Dreis: Der Bärenvogelschatz
Mit Illustrationen der Autorin
48 Seiten
ab 4 Jahren
Nilpferd Verlag 2018
ISBN: 978–3‑7074–5216‑7
18 Euro