„Redeangst überwinden“ von Uwe Hampel

Tja, so ist es manch­mal, ich hat­te bei „Redeangst über­win­den“ ein ande­res Buch erwar­tet. Das ging gleich mit dem Begriff Redeangst los. Ich dach­te an Lampenfieber, also wenn man vor einer Rede im Familienkreis oder einer Präsentation in der Arbeit auf­ge­regt, ner­vös usw. ist. Da redet man trotz­dem und es funk­tio­niert irgend­wie. Uwe Hampel meint die Redeangst, die einen außer Gefecht setzt, bei der gar nichts mehr geht.

Wenn das der Fall ist, sind Denken und Fühlen nicht im Einklang, so der Autor, und die­sen Ansatz erläu­tert er und bie­tet Übungen an, die dabei hel­fen sol­len, von Redeangst zu Redespaß zu kom­men. Das Buch hat knapp 190 Seiten, kei­ne Bilder, ein wenig wird es durch farb­lich her­vor­ge­ho­be­ne Kästen auf­ge­lo­ckert, in denen kur­ze Zusammenfassungen und die Übungen ste­hen. Hampel spricht die Leserin, den Leser direkt an und siezt sie. Am Anfang erzählt er ein paar Beispielgeschichten, alle mit männ­li­chen Protagonisten, und auch sonst ist es immer der Klient, der Experte, der Therapeut, der Politiker, der Professor. Kann man so machen, aber das lässt sich aus­ge­wo­ge­ner gestalten.

Das Buch liest sich zügig, die Übungen neh­men sicher eini­ge Zeit in Anspruch, wenn man sie direkt pro­biert. Ich fin­de es schwie­rig, den Inhalt auf den Punkt zu brin­gen und Uwe Hampels Strategie gegen Redeangst kon­kret zu benen­nen. Anhaltspunkte sind: nicht auf Probleme und Symptome fokus­sie­ren, son­dern auf die Lösung; es ist nicht nötig, sich mit der Vergangenheit zu beschäf­tig­ten, um Redeangst auf­zu­lö­sen; Probleme las­sen sich durch neue Impulse fürs Gehirn lösen usw.

Hilft das Buch mit sei­nen Erklärungen und Übungen, Redeangst zu über­win­den? Das ist pau­schal nicht zu beant­wor­ten, der Autor schreibt selbst, dass sich sei­ne Behandlungsstrategie als Coach nach der jewei­li­gen Person rich­tet, also sub­jek­tiv ist. Fest steht, dass es nichts bringt, das Buch nur durch­zu­le­sen, man muss die Übungen auch machen. Denn auf der ratio­na­len Ebene lässt sich laut Hampel nicht rela­tiv ein­fach und schnell etwas gegen Redeangst aus­rich­ten, er setzt beim Fühlen, Körperlichen an. Und das hat­te ich oben schon erwähnt: Denken und Fühlen müs­sen laut Hampel im Einklang sein, dann hat die Redeangst kei­ne Chance.

Uwe Hampel: Redeangst über­win­den. Gelassen und sicher präsentieren
Lektorat: Annette Gillich-Beltz
190 Seiten
2018 humboldt
ISBN: 978–3‑86910–671‑7
14,99 Euro

„Das große Kochbuch für Magen und Darm“ von Christiane Weißenberger

So ein hip­pes, sty­li­sches Kochbuch, das man sich mehr zum Angucken als zum Kochen kauft, ist „Das gro­ße Kochbuch für Magen und Darm“ nicht, das lie­ße sich mit dem Titel auch schwer ver­kau­fen. Aber anspre­chend fin­de ich das Cover durch­aus. Das Buch hat einen fes­ten Einband, 200 Seiten und ist in zwei Teile unter­glie­dert. Im ers­ten infor­miert Autorin Christiane Weißenberger, wie die Verdauung funk­tio­niert und stellt die leich­te Vollkost vor, die sie bei Magen-Darm-Beschwerden emp­fieht, zudem gibt sie kon­kre­te Ernährungstipps bei spe­zi­el­len Problemen wie Magenbeschwerden, Sodbrennen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall. Dieser Teil des Buches umfasst knapp 30 Seiten, der zwei­te Teil mit rund 160 Seiten ent­hält über 140 Rezepte.

Die Rezepte sind sor­tiert in die Bereiche bzw. Kapitel „Frühstück“, „Getränke und Smoothies“, „Salate“, „Dips, Dressings und Saucen“, „Suppen und Eintöpfe“, „Hauptgerichte Fisch, Fleisch, Vegetarisch“, „Beilagen und Gemüse“, „Snacks und Vorspeisen“ sowie „Süße Versuchung“. Das Rezeptregister fin­det sich am Schluss, es ist nicht nach Hauptzutaten oder alpha­be­tisch geord­net, son­dern nach Kapiteln und der Reihenfolge der Rezepte im Buch. Was okay ist, da jedes Kapitel um die zwölf Rezepte ent­hält, sodass es über­sicht­lich bleibt.

In der Regel gilt: eine Seite, ein Rezept. Links auf der Seite ste­hen in einem farb­lich her­vor­ge­ho­be­nen Kasten die Zutaten, Zubereitungszeit, Garzeit sowie Angaben zur Portion (Kalorien, Eiweiß usw.). Rechts wird die Zubereitung erklärt, und das über­sicht­lich und auf den Punkt gebracht. Fotos gibt es bei den Rezepten auch, aber eher spär­lich, und manch­mal ist nicht das fer­ti­ge Gericht zu sehen, son­dern nur eine Zutat in Szene gesetzt. Besser wäre es schon, wenn bei jedem Rezept ein Foto wäre, zum einen macht es eher Lust, etwas zu kochen, zum andern weiß man dann, wie das Gericht am Ende aus­se­hen soll. Wobei man dafür in die­sem Kochbuch kei­ne all­zu gro­ße Vorstellungskraft benö­tigt, da die Gerichte eher Basics und soli­de sind. Man braucht kei­ne exo­ti­schen Zutaten und muss nicht stun­den­lang in der Küche ste­hen. Das Buch ist also auch geeig­net für Menschen, die sich erst­mals oder nach lan­ger Pause (wie­der) ans Kochen wagen.

Dass es Rezepte wie „Gequollene Haferflocken“, „Sonntagsfrühstück“ (= Brötchen mit Aufschnitt) oder „Kräuterrührei“ ins Buch geschafft haben, erscheint mir etwas über­trie­ben, aber es geht ja dar­um zu zei­gen, wie man mit der leich­ten Vollkost gut durch den Tag kommt, und dazu gehö­ren eben auch eher simp­le Gerichte. Und man über­legt ja manch­mal durch­aus, wel­che Zutaten in ver­meint­lich ganz leich­te Rezepte gehö­ren, zum Beispiel in Dips und Salatdressings oder auch in Spargelcremesuppe oder Königsberger Klopse. Auch Rezepte, die viel­leicht nicht so bekannt sind, feh­len nicht, so bei­spiels­wei­se Kisir, Kritharaki-Hackfleisch-Salat, Maronensuppe, Fischfrikassee, Pastasotto alla ita­lia und Kürbispommes aus dem Ofen. Bei man­chen Gerichten fin­den sich zusätz­li­che Kommentare, und zwar zu Varianten sowie Servier‑, Gesundheits- und Küchentipps.

Wenn man all die Rezepte anschaut, hat man nicht den Eindruck, dass sich Menschen, die Beschwerden mit Magen und Darm haben, irgend­wie ein­schrän­ken müs­sen. Die Gerichte sind viel­fäl­tig, über­for­dern nicht, und vor allem: Man ver­wen­det ein­fa­che, natür­li­che Zutaten und kocht selbst. Und das hilft in unse­rer Überflussgesellschaft mit Supermärkten, die vor Fertigprodukten über­quel­len, wahr­schein­lich immer noch am bes­ten gegen Bauchschmerzen und Co.

Christiane Weißenberger: Das gro­ße Kochbuch für Magen und Darm. Die Verdauung ent­las­ten – Beschwerden lindern
Lektorat: Ulrike Schöber
200 Seiten
2018 humboldt
ISBN 978–3‑86910–050‑0
26,99 Euro

„Uli Unsichtbar“ von Astrid Frank

Uli und sei­ne Eltern zie­hen in den Sommerferien in eine neue Stadt. Im neu­en Haus woh­nen die Zwillinge Petra und Niki, die so alt sind wie Uli, mit ihnen freun­det er sich schnell an. Nach den Ferien kommt Uli in die drit­te Klasse, und zwar in die, in die auch Petra und Niki gehen. Vor dem ers­ten Tag in der neu­en Schule ist Uli ziem­lich auf­ge­regt, und als er schließ­lich in der Klasse vorn neben der Lehrerin steht, wäre er am liebs­ten unsicht­bar. Er soll sei­nen Namen nen­nen, bekommt jedoch nur „U… U… Uhu“ her­aus. Kein guter Start, und es wird nicht besser.

Ein Junge in der Klasse hat Uli beson­ders auf dem Kieker, nennt ihn „Uhu“ und macht „Schuhu“, die ande­ren Kinder lachen dar­über und gehen nicht auf Uli zu, Petra und Niki las­sen ihn im Stich. Uli kommt aus die­ser Falle nicht raus, er wird in der Schule regel­recht unsicht­bar für die ande­ren, sie igno­rie­ren ihn. Er redet nicht mit Petra und Niki dar­über, auch nicht mit sei­nen Eltern, mit niemandem.

Hilfe kommt von außen: eine neue Mitschülerin, die Ulrike heißt und sich auf den Platz neben Uli setzt. Sie spricht mit ihm, ver­bringt die Pause mit ihm (obwohl die ande­ren in der Klasse sie in Beschlag neh­men wol­len). Und als am nächs­ten Tag Uli etwas im Unterricht sagt, der eine Mitschüler eine Uhu-Bemerkung macht und alle lachen, fragt Ulrike, war­um sie das tun. Sie sagt noch mehr. Sodass die Lehrerin end­lich merkt, dass in der Klasse etwas schief­läuft. Sodass Petra und Niki ver­ste­hen, dass sie sich nicht wie Freunde ver­hal­ten haben. Das ist der zwei­te Start für Uli in der Klasse, jetzt wird es besser …

Das Buch ist klein und hand­lich, hat einen fes­ten Einband, auf fast jeder der 90 Seiten ist ein Bild. Die Geschichte ist ziem­lich gerad­li­nig: Die Leserin, der Leser lernt Uli ken­nen (er ver­misst sein altes Zuhause und sei­ne Freunde, mag Mathe, fin­det schnell neue Freunde), in der neu­en Klasse wird Uli post­wen­dend „unsicht­bar“ und nach eini­gen schlim­men Tagen dank Ulrike wie­der „sicht­bar“. Das ist ein­dring­lich erzählt und nicht so leicht zu ver­dau­en, das Gefühl der Niedergeschlagenheit, des Ausgeliefertseins ist regel­recht mit Händen zu grei­fen. Die Lösung und der Schluss über­zeu­gen mich nicht 100%ig: eine neue Mitschülerin als Deus ex Machina, und sehr schnell ist alles wie­der gut. Das kann natür­lich genau­so pas­sie­ren, aber was ist dann die Botschaft die­ses Buches? Dass ein Kind, das gemobbt wird, nichts tun kann und auf Rettung war­ten muss?

Ein Uhu beglei­tet Uli in der Zeit, in der er gemobbt wird, er ist aber kein unsicht­ba­rer Freund, son­dern äußerst unge­liebt, denn er steht in Wort und Bild für das Mobbing. Eigentlich scha­de für den Uhu, und als unsicht­ba­ren Freund hät­te ich ihn auch plau­si­bler gefun­den. Ein kla­rer Pluspunkt von „Uli Unsichtbar“ ist ein Plakat, das dem Buch bei­liegt. Darauf ste­hen Regeln, die sich am Ende die Kinder aus Ulis Klasse zusam­men mit der Lehrerin über­legt haben – dazu, wie sie mit­ein­ader umge­hen wol­len, unter ande­rem: „Wir lachen nie­man­den aus“, „Wir belei­di­gen und ver­let­zen nie­man­den. Auch nicht mit Worten!“. Und das nimmt der Leser, die Leserin dann letzt­end­lich mit: dass in der Schule über Mobbing gere­det wer­den soll­te und dass alle etwas gegen Mobbing tun können.

Astrid Frank: Uli Unsichtbar
Mit Illustrationen von Regina Kehn
90 Seiten
ab 7 Jahren
2018 Verlag Urachhaus
ISBN: 978–3‑8251–5164‑5
14 Euro