Zehnmal „Ausgeliebt“ und was damit geschah

Als „Lesefreundin“ habe ich zehn Exemplare von Dora Heldts „Ausgeliebt“ ver­schenkt, das war eine Aktion zum Welttag des Buches am 23. April. Das ers­te Buch war schnell weg, das über­ließ ich mei­ner Stadtbibliothek, die zwar eini­ge Bücher von Dora Heldt hat, „Ausgeliebt“ bis dahin jedoch noch nicht. Zwei wei­te­re Bücher gin­gen eben­falls an Bibliotheken: an eine Stadtteilbibliothek und eine Krankenhausbibliothek. Die rest­li­chen sie­ben Bücher sind Wanderbücher geworden.

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Vorn in die Bücher habe ich einen Zettel geklebt, auf dem steht: „Liebe Leserin, die­ses Buch ist ein Wanderbuch. Was das heißt? Du kannst es lesen. Und dann gibst du es wei­ter: einer Freundin, einer Bekannten, einer Kollegin … Bitte behand­le es gut. Und viel Spaß beim Lesen!“

Ich hof­fe, die Bücher wan­dern lan­ge und machen Lust aufs Lesen.

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Welttag des Buches: Lesefreunde

welttag des buches 09Zwei gro­ße Aktionen gibt es in die­sem Jahr zum Welttag des Buches am 23. April: „Blogger schen­ken Lesefreude“ und „Lesefreunde“. Die Lesefreunde-Aktion orga­ni­sie­ren die Stiftung Lesen, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und deut­sche Buchverlage gemein­sam: Als Schenker konn­te man sich bis Ende Februar regis­trie­ren und eins von elf Büchern aus­su­chen, das man am liebs­ten ver­schen­ken moch­te. Ich hat­te mich für Dora Heldts „Ausgeliebt“ ent­schie­den, die zehn Exemplare die­ses Buches kamen letz­te Woche in der Bibliothek an, die ich als Abholungsort aus­ge­wählt hat­te, und jetzt kann es also mit dem Verschenken losgehen.

Warum Dora Heldt? Ich woll­te eine Autorin, die ich ken­ne, und ein Buch, das schö­ne leich­te Kost ist. Die Aktion Lesefreunde rich­tet sich „gera­de an die, die wenig, sel­ten oder gar nicht lesen“ (Quelle), und ich den­ke, bei man­chen Büchern ist die Wahrscheinlichkeit ein­fach grö­ßer als bei ande­ren, dass man als Wenigleser nach ein paar Seiten die Nase voll hat, weil „nichts pas­siert“, weil es zu anspruchs­voll ist usw.

2012 gab es die Aktion Lesefreunde zum ers­ten Mal, da war ich auch schon dabei. Und ver­schenk­te drei­ßig Exemplare von Axel Hackes „Deutschlandalbum“, unter ande­rem an ein Krankenhaus und ein Bürgerbüro vor Ort. Dreißig Bücher fand ich sehr viel, dass es jetzt „nur“ noch zehn sind, ist bes­ser, da über­legt man sich doch genau­er, wem man eins schen­ken könn­te. Von mir gibt’s also „Ausgeliebt“ von Dora Heldt und ich hof­fe, dass es gut ankommt!

Peinliche Bücher

Manche Bücher sind einem ja fast pein­lich. Die liest man und dann ver­schwin­den sie irgend­wo in der Wohnung, ins Buchregal schaf­fen sie’s jeden­falls nicht. Was einem pein­lich ist, mag unter­schied­lich sein, mir ist, was Bücher angeht, im Prinzip nichts pein­lich, ich lese wirk­lich fast alles, quer­beet. Ohne Komplexe zu ent­wi­ckeln, weil das viel­leicht mal zu sehr Fast Food ist.

Aber um zum kon­kre­ten Buch zu kom­men: Vor einer Weile sah ich in der Bibliothek eines die­ser Bücher, bei denen man sofort an Dora Heldt denkt: blau­er Umschlag und irgend­wel­che skur­ri­len (gemal­ten) Alten drauf. Sodass man gleich merkt: Aha, das ist lus­tig, das ist leich­te Kost. Das Buch war aber nicht von Dora Heldt, son­dern von Bettina Haskamp, „Hart aber Hilde“ hieß es. Und mal ehr­lich, den Titel in Kombination mit so einem Comic-Cover fand ich schon leicht pein­lich. Ich nahm das Buch den­noch mit, mir war nach Popcorn, und wenn das eine Dora-Heldt-Nachahmerin war, war­um nicht? Bettina Haskamp ist aber kei­ne Nachahmerin, gemein­sam hat ihr Hilde-Buch mit den Heldt-Büchern vor allem, dass die Helden und Heldinnen jen­seits der 40 sind und auch Rentner nicht nur als Oma und Opa oder sen­ti­men­ta­les Beiwerk auftreten.

Während Dora Heldt lus­ti­ge, ein­fach unter­hal­ten­de Lektüre ver­fasst, geht’s bei Bettina Haskamp ein wenig tie­fer. Nicht all­zu tief, und ein Happy End ist auch drin, aber „Hart aber Hilde“ nimmt nicht nur aus­ge­tre­te­ne Wege, und vor allem die Hauptperson ist ziem­lich „echt“. Das Buch fand ich okay, also lieh ich mir spä­ter auch „Alles wegen Werner“ aus, eben­falls von Bettina Haskamp. Falls mög­lich, ist das Cover noch pein­li­cher als das von „Hart aber Hilde“, und, Überraschung, es hat mit dem Inhalt rein gar nichts zu tun. Warum nimmt der Verlag wohl als Motiv ein dickes Rentnerpaar, bei dem die Frau den Mann wie ein Fass durch die Gegend rollt? Warum nimmt er als Titel das salop­pe, ulki­ge „Alles wegen Werner“? Vermutlich, weil Dora-Heldt-Bücher sich gut ver­kau­fen und die Haskamp-Bücher die glei­che Zielgruppe errei­chen sol­len … Da es mitt­ler­wei­le drei Haskamp-Bücher mit sol­chen Covern und Titeln gibt und das vier­te dem­nächst erscheint, ist die Strategie wohl erfolg­reich, und bei mir hat’s ja auch geklappt.

Aber: ganz so häss­lich hät­ten Titel und Cover nun wirk­lich nicht sein müs­sen. Denn gera­de „Alles wegen Werner“ (autsch!) ist ein rich­tig schö­nes Buch. Bettina Haskamp hat eine gute Schreibe, man ist gleich mit­ten­drin in der Geschichte, frem­delt nicht. Sie lässt ihre Heldin Clara eini­ges durch­ma­chen, zieht sie aber nicht in Comedy-Manier durch den Kakao, son­dern nimmt sie ernst. Clara erzählt selbst, und zwar unauf­ge­regt, mit einer Prise Humor. Sie, Clara, ist übri­gens zwei­und­fünf­zig, ihr Ehemann, der titel­ge­ben­de Werner, knapp zehn Jahre älter. Dreißig Jahre Ehe, Hausfrauen- und Frau-an-sei­ner-Seite-Dasein lie­gen hin­ter Clara, sie ist wie gelähmt. Anstatt sich von dem Typen, der ihr ver­mit­telt, sie sei min­der­wer­tig, schei­den zu las­sen, sitzt sie es aus. Die Villa in der Algarve ist schön, das Leben rela­tiv ruhig. Bis Werner sie ver­lässt, für eine viel jün­ge­re Urlaubsbekanntschaft. Wie der Umgang die­ser Eheleute beschrie­ben wird, gera­de die Trennungsszene, die­se abso­lu­te Teilnahmslosigkeit des Mannes und die Stumpfheit der Frau, das ist schon har­ter Tobak. Wird aber gemil­dert durch die Art und Weise, wie Clara das erzählt. Und danach geht die Geschichte erst rich­tig los, und ich ver­rat‘ es schon mal: Es wird bes­ser für Clara. Ein pein­li­ches Buch ist das also wirk­lich nicht. Bloß das Cover und der Titel …