Im Schwarzenberger Jahr gibt es zwei Daten, die ich mir rot ankringle: Immer im August findet das Altstadtfest statt, und im Dezember ist für eine Woche Weihnachtsmarkt. Dieses Jahr beim Altstadtfest fiel mir eine Rittergruppe auf, die am Unteren Tor ihre Zelte aufgeschlagen hatte – mit Kind war das natürlich eine große Sache, und Fragen (über Fragen über Fragen) wurden sehr nett beantwortet. Der Dialekt erschien mir vertraut – kein Wunder, denn die Ritter, Damen und Gefolgsleute gehörten zur Compagnia degli Scoiattoli Neri, einem Verein mit Sitz in Aue.
Meine fünf Fragen fürs Blog hat mir Jörg Schneider alias Georg von Gangloff beantwortet – dankeschön dafür.
1. Warum gibt es heute noch Ritter bzw. warum machen Sie das?
Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Man könnte sagen:
– Ich bin nie erwachsen geworden und habe mir so einen Kindheitstraum verwirklicht.
– Das Mittelalter birgt so viele interessante Dinge und Geschichten, die es wert sind, am Leben erhalten zu werden.
– Als „Ritter“ kann man sein Interesse am Mittelalter ausleben. Ein Eisenbahnfan hat sicher auch eine Modelleisenbahn zu Hause.
– Indem man für einen begrenzten Zeitraum ins Mittelalter zurückkehrt, also in eine andere Welt eintaucht, kann man für diese Zeit den doch manchmal anstrengenden Alltag vergessen.
– Das Mittelalter weckt bei uns eine Art romantischer Vorstellungen. Es ist doch schön, abends an einem Lagerfeuer zu sitzen, der Musik zu lauschen, andere Leute zu treffen. Viele kennt man auch schon länger und es entstehen neue Freundschaften.
2. Wie originalgetreu sind die Rüstungen und die andere Ausstattung?
Nun ja, die Rüstungen werden so originalgetreu wie möglich hergestellt (mal von einzelnen Ausnahmen abgesehen). Nur an den Herstellungsweisen hat sich sicher einiges geändert. Manche Hersteller fertigen ihre Rüstungsteile durch z. B. Tiefziehen in Formen, andere produzieren noch in Handarbeit. Hier gibt es dann auch Unterschiede in der Stabilität. Bei einer gut getriebenen Rüstung hat man eben nicht gleich beim ersten Schlag eine Delle drin.
Was die Waffen angeht, so sind die Schaukampfschwerter natürlich nicht scharf. Sie müssen mindestens eine 2‑mm-Schlagkante besitzen. Auf Spitzen, auch an anderen Waffen, sollte wegen der Verletzungsgefahr verzichtet werden.
Bei all den Rüstungen und Waffen, die es gibt, muss man dann noch unterscheiden, sind diese nur zur Deko, dann dürfen sie auch nicht zum Kampf verwendet werden (Verletzungsgefahr), Schaukampfwaffen und Rüstungen sind natürlich hierfür geeignet. Diese Eignung sollte aber beim Hersteller erfragt werden. Dann gibt es noch Originalwaffen und Rüstungen. Wer diese benutzt, ist eigentlich nicht zurechnungsfähig, da so der enorme Wert gemindert wird.
3. Wie ist das mit Kämpfen, Reiten und dem Minnesang?
Hier kann ich natürlich wieder nur für uns antworten. Wir kämpfen zu Fuß. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Wer sich ein Pferd leisten und auch noch reiten kann, der macht sich natürlich gut, in schillernder Rüstung auf dem Rücken seines Pferdes. Wer kein Pferd hat, bleibt halt beim Fußvolk. Aber auch zu Fuß, auf dem Schlachtfeld (diese gibt es noch, wenn auch nur zur Show), kann man doch einiges erleben und sich richtig als Ritter fühlen.
Und wie das mit dem Minnesang ist, da muss ich passen. Für das Singen sind dann doch eher Künstler zuständig. Obwohl es doch Leute gibt, die sich dem Minnesang verschrieben haben. Wir ziehen jedenfalls nicht mehr vor das Fenster unserer Angebeteten und bringen dort unsere Liedchen vor.
4. Was sind die Höhepunkte des Ritterjahres?
Auch dies dürfte für jeden anders sein. Es gibt da Veranstaltungen, wo man sehr gern hingeht. Für den einen ist es z. B. ein besonderes Turnier. Wir freuen uns auf die schon benannten Schlachten. Das ist etwas ganz Besonderes, in einem Heer dem „Feind“ gegenüberzustehen und dann in geschlossener Linie vorzurücken… Als gute Beispiele kann ich da Ehrenberg – die Zeitreise oder die Belagerung der Brandenburg benennen. Allerdings gibt es viele andere Veranstaltungen, die wir noch nicht besucht haben. Sicher kann es in den nächsten Jahren eine ganz andere Schlacht sein, auf die wir uns sehr freuen.
Auch gibt es Burgfeste, zu denen man immer wieder gern hingeht. Weil der Veranstalter absolut lieb ist, weil die Stimmung stimmt und weil die Leute rundum passen. Ich möchte mich da jetzt nicht genau festlegen.
5. Wie viele Rittervereine gibt es in Deutschland, tauschen sie sich miteinander aus?
Über die Zahl der historischen Vereine kann ich keine Aussage machen. Es gibt derer sicher sehr viele. Die Zahl dürfte jedoch schwankend sein. Wie es nun mal so ist, trennen sich Vereine, deren ehemalige Mitglieder finden sich dann in anderen Zusammenschlüssen wieder. Auch die Mitgliederzahlen sind sehr unterschiedlich. Natürlich tauscht man sich mit anderen Vereinen aus. So gibt es doch viel zu lernen und zu verbessern. Gute Ideen sind immer willkommen.
Die Compagnia degli Scoiattoli Neri hat z. B. einen Gruppenteil in Italien, mit denen wir größere Veranstaltungen gemeinsam bewältigen.