Einerseits kann man sich unter dem Titel etwas vorstellen. Andererseits finde ich ihn nicht so richtig überzeugend. Viel besser ist dagegen das Coverbild: mit dem Kind, das in sich hineinlächelnd vor einer sattgelben Wand sitzt.
Das Buch hat mich positiv überrascht. Ich hatte den üblichen Erziehungsratgeber erwartet, mit viel Text, mehr oder weniger gut verpackter Theorie und Regeln, die garantiert, vielleicht oder auch nicht hilfreich sind. Stattdessen: verhältnismäßig wenig Text. Am Anfang jedes Kapitels gibt es auf einer Doppelseite ein Bild, schöne, starke Bilder sind das, die zum jeweiligen Kapitel passen. Dann der Text, sozusagen in Häppchen, mit Zwischenüberschriften. Liest sich sehr schnell. Und lässt bald den Gedanken aufkommen, dass man das Buch nach dem Durchlesen nochmals zur Hand nehmen wird. Womöglich öfter.
Und was steht nun drin? Nichts Neues im Prinzip. Dinge, die auf der Hand liegen. Die man aber als Eltern immer mal wieder lesen und/oder hören muss, weil der Alltag seinen Sog hat und es viel zu leicht ist, sich treiben zu lassen. Weil Eltern und Kind sein jetzt anders ist als noch vor zehn Jahren. Weil jede Eltern-Kind-Beziehung etwas Besonderes, Einzigartiges ist, es aber Anhaltspunkte gibt. Das Buch ist eine Einladung an Eltern, ihre Beziehung zum Kind zu reflektieren, das eigene Verhalten infrage zu stellen. Und diese Einladung ist nicht verkopft, man kann sich im Gegenteil gut vorstellen, dass die Autorin das so auch erzählt, wenn sie Eltern coacht, nicht dogmatisch, sondern auf Augenhöhe und mit vielen Beispielen, konkreten Situationen, was den Text abwechslungsreich und lebendig macht.
Wie ist das mit dem Lügen, dem Helfen im Haushalt, dem Smartphone, dem Bestrafen, dem Belohnen, dem Selbstwertgefühl, dem Mitgefühl und und und? Ich finde es erstaunlich, wie viel in diesem Buch auf gerade mal 156 Seiten steckt, jede Menge Anregungen zum Nachdenken und gute, einfache Tipps. Und zwar nicht nur für Eltern von Kleinkindern, sondern auch von Jugendlichen.
Wenn man Elternblogs oder Elternzeitschriften liest, hat man oft genug den Eindruck, dass die anderen in der Erziehung „alles richtig machen“, denn wer posaunt schon Fehler und Negatives in die Welt hinaus? Da ist so ein Buch ganz hilfreich, weil hier angesprochen wird, was schieflaufen kann – aber auf eine aufbauende Art und Weise eben auch, wie es anders ginge.
Christiane Kutik: Herzensbildung. Von der Kraft der Werte im Alltag mit Kindern
158 Seiten
Verlag Freies Geistesleben 2016
ISBN: 978–3‑7725–2744‑9
18,90 Euro