Eulen sind nachtaktiv, logisch also eigentlich, dass der Einband von „Huhu, Herr Schuhu“ dunkel ist wie die Nacht. Umso heller erscheint die Eule, und die goldene Schrift, der kleine Mond und die Sternchen leuchten tatsächlich, wenn Licht darauf fällt. Los geht es im Herbst, als die Bäume langsam kahl werden. Jeden Abend schaut Ben aus dem Fenster zum alten, schönen Baum vor seinem Haus, in dem eine Eule wohnt, und ruft ihr „Hu-huh!“ zu. Die Eule antwortet dann mit „Huh-hu-huh!“. Ben nennt sie Herr Schuhu. Allerdings sieht und hört nur Ben die Eule, weder sein Papa noch seine Mama bekommen sie zu Gesicht, sodass sie vermuten, dass es sich um einen unsichtbaren Freund handelt.
Im Frühling soll die alte Buche gefällt werden, eine Frau mit Kettensäge steht eines Morgens beim Baum – doch Ben erzählt von Herrn Schuhu und verspricht der Frau und den Leuten aus dem Haus, dass sie am Abend die Eule sehen werden. Es wird noch mal brenzlig, aber so viel sei verraten: Es gibt ein Happy End.
Mal erstreckt sich ein Bild über eine Doppelseite, mal sind zwei kleinere Bilder oder ein Bild auf einer Seite – das bringt Abwechslung, ebenso dass die Buchseiten mal schwarz, mal weiß sind. Die angenehm kurzen Textstücke stehen da, wo sie am besten zum Bild passen, und manchmal wird die Schrift auch größer, wenn Ben zum Beispiel Herrn Schuhu ruft. Die Bilder wirken aufgeräumt und freundlich, sie sehen nach Pinsel und Aquarellfarben aus, schwarze Striche geben Kontur oder setzen Akzente. Ein Detail: Ben und sein Papa haben dunklere Haut, seine Mama hellere. Das spielt im Buch überhaupt keine Rolle und soll hier nur erwähnt werden, weil ich es gut finde, dass sich im Bilderbuchbereich bezüglich Diversität etwas zu tun scheint.
„Huhu, Herr Schuhu“ ist einfach ein schönes Buch und bringt vielleicht das ein oder andre Kind dazu, bei Bäumen genauer hinzuschauen – welche Tiere wohnen darin? – und sich Gedanken zu machen: Was passiert mit den Tieren, wenn der Baum gefällt wird? Autorin und Illustratorin Helen Stephens erzählt in einem Mini-Nachwort, dass sie Eulen schon immer mochte und sie bereits als Kind gezeichnet hat. In ihrer Straße hätte es einst eine Eule gegeben, die verschwand, als alte Bäume gefällt und neue, hellere Laternen aufgestellt wurden. Das Buch sei „dieser Eule und allen Wildtieren, die in unseren Städten leben“, gewidmet. Natürlich wäre es prima, wenn sich auch die erwachsenen Vorleserinnen und Vorleser angesprochen fühlen, schließlich sind es Erwachsene, die Bäume fällen (lassen) – und Bäume pflanzen können.
Helen Stephens: Huhu, Herr Schuhu
Aus dem Englischen von Christiane Lawall
Lektorat: Kim Laura Franzke
40 Seiten
ab 4 Jahren
2021 Annette Betz
ISBN 978–3‑219–11940‑4
14,95 Euro