Im Herder-Verlag gibt es eine Reihe mit dem Titel „Ein Jahr in …“ – Menschen aus Deutschland, die ein Jahr in einem anderen Land gewohnt und gearbeitet haben, schreiben über das, was sie in dieser Zeit erlebt und wie sie das fremde Land kennengelernt haben. Diese Art von Reisebericht mag ich, deswegen war ich auch neugierig auf „Prager Fragmente“. Roman Achmatow studiert in Leipzig und verbrachte ein Semester in Prag. Zwölf kurze Texte, Achmatow nennt sie Essays, sind in seinem Buch versammelt, dazu kommen noch Vor- und Nachwort, das alles auf 92 Seiten.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat und einem Foto, und das sind nicht die einzigen Sinnsprüche im Buch, was nicht so mein Ding ist, aber man hat ja die Wahl, sie entweder zu goutieren oder ignorieren. Was erzählt dieses Buch über Prag? Es bietet einige Einblicke, die man eher dann bekommt, wenn man nicht auf Kurzurlaub, sondern längere Zeit vor Ort ist – und ein paar Schritte zur Seite geht und beobachtet. Zum Beispiel Menschen, die in der Nacht noch in den sonst überquellenden Touristenstraßen und ‑plätzen unterwegs sind, eine Versammlung des tschechischen Pegida-Pendants „Blok Proti Islamu“ oder ein buntes Weinfest. Und manchmal beobachtet der Autor sich selbst, wenn er um den besten Platz in der Metro „kämpft“, auf Wohnungssuche ist oder sich nicht von einem Betrüger übers Ohr hauen lässt.
Die Geschichten lesen sich witzig und kurzweilig, übers Studium an der Prager Uni ist erstaunlicherweise nichts dabei, das hätte ich interessant gefunden, es hätten auch mehr Seiten bzw. Texte über das Leben überhaupt in dieser schönen und bei Touristen ja extrem beliebten Stadt sein dürfen. Allerdings: Auf 92 Seiten passt nicht die Welt und das Buch ist „Prager Fragmente“ überschrieben, insofern …
Roman Achmatow: Prager Fragmente
92 Seiten
Selbstverlag, 2017
10 Euro