Mit Pferden, ab acht: „Wir sind die Waldens!“ von Heide John

Heldin des Buches ist Rieke Walden, 10 Jahre, die vier Brüder hat und ein Pony namens Balduin. Ihre Familie zieht auf den Hof des Großvaters, denn die Mutter ist schwan­ger mit Zwillingen, und für eine bald neun­köp­fi­ge Familie ist im alten Haus nicht mehr genug Platz. Und sonst?

  1. Es gibt einen Blick in die Zukunft, ohne den geht es ja in den wenigs­ten Büchern, oder? „Doch da soll­te Rieke sich gewal­tig irren: Nach den Sommerferien wür­de sie Tjorven täg­lich sehen …“
  2. Tjorven also, der Einzige, der in die­sem Buch die Harmonie stört. Ansonsten ist alles fried­lich, ange­sichts von fünf Kindern schon erstaun­lich, aber viel­leicht zof­fen sich zwei Geschwister ja mehr? Tjorven ist jeden­falls der Nachbarssohn, und er ist ein Eigenbrötler, der die ande­ren mei­det und nur zu einem Pferd der Waldens einen Kontakt aufbaut.
  3. Mutter Walden näht schrä­ge Sachen, die die Kinder nicht anzie­hen wol­len, der Großvater aber schon. Ob sie auch bei Dawanda ein­stellt, erfährt der Leser nicht.
  4. Bruder eins hört immer Musik und sprayt Graffitis, Bruder zwei ist stän­dig am Lesen, einer hat nur Kochen im Sinn und der Älteste, der 18 wird, führt mehr oder weni­ger schon sein eige­nes Leben.
  5. Rieke hat vor allem eins im Kopf: ihr Pony Balduin. Das ist zunächst nei­disch auf ein Fohlen, das neu auf den Hof kommt, aber …
  6. Eine schö­ne Geschichte: Warum die Hofziege „Frau Doktor“ heißt. Ich wuss­te nicht, dass Pferde und Ziegen ein gutes Gespann sein kön­nen, Aha-Effekt.
  7. Der Großvater ist 66 Jahre alt, was man ihm aber nicht ansieht, er hat eine Künstlerfreundin und möch­te Peter genannt wer­den, nicht Opa.
  8. Am Meer woh­nen wie die Familie Walden wür­de ich auch gern. Wobei, eigent­lich lie­ber an der Ostsee. Ich bräuch­te auch kein Pferd, um am Strand glück­lich zu sein. Bezieht sich die­ses „Blanker Hans“ eigent­lich nur auf die Nordsee?

Also, ein schö­nes Buch, eine net­te Geschichte! Klingt ver­däch­tig nach Auftakt einer Serie, denn in ers­ter Linie wer­den die Menschen und die Pferde ein­ge­führt, und war­um z. B. Tjorven so ist, wie er ist, erfährt man nicht. Die Illustrationen von Elke Broska sind anspre­chend, der Ton ist locker, die Schrift rela­tiv groß. Der Untertitel, „Ponychaos hoch 7“, ist ein wenig dick auf­ge­tra­gen, denn chao­tisch geht es für mei­ne Begriffe auf dem Waldenhof eher nicht zu, und sie­ben Ponys gibt es auch nicht. Aber bald sie­ben Kinder …

Heide John: Wir sind die Waldens! Ponychaos hoch 7
Arena Verlag
ISBN 978–3‑401–45393‑4
12,95 Euro

Fünf mal fünf Fragen an eine Texterin

Fünf mal fünf Fragen an eine Texterin. So vie­le Fragen – an wen? Judith Burger, www.judith-burger.de und www.text-burger.de (Blog).

1. Warum bist Du Texterin?
Es hat sich so gefügt. Eins ist zum ande­ren gekom­men. Ich habe es aus­pro­biert, weil mir die Arbeit mit Sprache nahe lag. Da hat­te ich Lust drauf.

2. Wie bist Du Texterin geworden?
Ich hat­te mein Studium abge­schlos­sen und ver­trieb mir so die Zeit mit Kellnern, Theater-Spielen, Kolumnen schrei­ben. Das war eine wirk­lich schö­ne Zeit. Aber die­se berühm­te Formulierung kam mei­nem unste­ten Lebenswandel bedroh­lich näher: „Was Richtiges machen. Was Ordentliches. Etwas, mit dem alles gere­gelt ist.“ Just zu die­sem Zeitpunkt bekam eine Freundin von mir ihren ers­ten Job als Juniortexterin. Ich wohn­te mit ihr zusam­men und bekam so den Arbeitsalltag haut­nah mit. Ich dach­te, das kann ich doch auch! Ein hal­bes Jahr spä­ter ging ich nach Frankfurt Main. Dort bewarb ich mich mit Kolumnen-Texten und Rezensionen, in Sachen Werbetext hat­te ich null Ahnung. In mei­nem Lebenslauf stand, dass ich als Nachtputze gear­bei­tet habe, das fan­den die irre lus­tig. Ich glau­be, sie haben etwas in mir gewittert.

3. Heißen Texter schon immer Texter?
Das weiß ich nicht. Hm, ich könn­te an die­ser Stelle viel­leicht etwas ande­res erzäh­len, viel­leicht von mei­nem ers­ten Text-Job. Das war ein Kundenanschreiben für die Modemarke Windsor. Ich war völ­lig über­for­dert und brach­te kei­nen Satz auf das Papier. Dann kam mein dama­li­ger Chef, grins­te nur und mein­te: „Mal ganz ruhig blei­ben, das krie­gen wir schon hin. Texter fal­len eben nicht vom Himmel.“
Ist das eine gute Ersatzantwort?

4. Seit wann gibt es Texter?
Seit Balisto Keksriegel… Hihi, nein, Texter sind wohl so alt wie Werbung, oder? Früher hie­ßen die „Schreiber“? Glaube ich…

5. Welche Texte tex­test Du so?
Alles, womit man mich beauf­tragt. Allerdings gibt es auch Grenzen, z.B. der Bereich Politik. Da kann ich nicht objek­tiv blei­ben. Ansonsten lernt man als Texterin eine Menge, z.B. über kran­ke Füße, Heizungsbau, Spritzbrühe, Drucktechniken u.s.w.

6. Welche Texte tex­test Du am liebsten?
Texte, die eine kla­re Botschaft haben und inspi­rie­ren­de Themen transportieren.

7.  Wie vie­le Texter gibt es in Deutschland?
Ähm … vie­le! Sehr viele.

8. Welche Netzwerke und Verbände gibt es für Texter?
FFW – Fachverband Freier Werbetexter, Texter.de, Texttreff und vie­le mehr.

9. Wie läuft die Ausbildung zum Texter nor­ma­ler­wei­se ab?
Jeder kann Texter wer­den. Das hat aber nichts damit zu tun, dass vie­le, die kei­ne Texter sind, sich für Texter hal­ten, weil das ja sooo ein­fach sei. Die Ausbildung ist ein­fach nicht gere­gelt. Man muss auch über­haupt nicht stu­diert haben. Entscheidend ist die Kreativität. Ein Texter kann mit einem Praktikum in einer Agentur begin­nen oder sogar ohne. Wie ich. Einfach Job krie­gen und anfan­gen. Große Agenturen machen vor einer Neueinstellung oft einen Copytest, um die Kreativität des Texters zu prü­fen. Mittlerweile gibt es aber auch Ausbildungsstätten für ange­hen­de Texter, zum Beispiel die berufs­be­glei­ten­de Texterschmiede in Hamburg, das KreativKader in Düsseldorf oder der Studiengang „Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation“ an der Universität der Künste in Berlin.

10. Kann man auch als Texter Erfolg haben, wenn man kei­ne Agenturerfahrung hat?
Ob das so ist, weiß ich nicht. Ich fin­de Agenturerfahrung sehr wich­tig. Dort lernt man, wie eine Kampagne ent­steht, arbei­tet zusam­men mit Graphikern und Kontaktern. Nur in einer Agentur kommt man auf Tuchfühlung mit der Werbebranche und ihren Klischees, z.B. dass Kreative immer schwar­ze Rollis tragen.

11. Was ist wich­ti­ger: Kreativität oder Handwerk?
Eins geht nicht ohne das andere.

12. Welche Koryphäen gibt es unter den Textern?
Ich ken­ne kei­ne Namen. Ich ken­ne nur berühm­te Sprüche wie z.B. „Nur Küsse schme­cken bes­ser“. Oder: „Der Tag geht …“ Oder: „Better than Life“. Aber das ist so, Texter tre­ten hin­ter dem Produkt zurück. Oder doch, eini­ge berühm­te sind: Jean-Remy von Matt, David Ogilvy …

13. Was ist die Bibel der Texter?
Die Bibel lass ich Bibel blei­ben. Was immer in Reichweite liegt, ist „Sag es tref­fen­der“ von A. M. Textor.

14. Ticken Texter anders als nicht­tex­ten­de Menschen?
Ticke ich nicht rich­tig? Andrea, sag jetzt nichts Falsches …

15. Betextest Du am Morgen Dein Müsli?
Ich esse kein Müsli. Aber auch mein Knäckebrot und mein tür­ki­scher Kaffee ent­lo­cken mir kei­ne Sonette. Nö. Ich bin froh, wenn ich beim Frühstück mei­ne Ruhe hab. Da lese ich lie­ber Blogs, z.B. quer­beet gele­sen, gell.

16. Wie fin­den Deine Kunden zu Dir?
Auf Empfehlung, über mei­ne Akquisepost, über mei­ne Website, über Xing.

17. Welche Texte sind am schwierigsten?
Alle Texte sind schwie­rig, wenn ich nicht moti­viert bin.

18. Welche Texte sind am leichtesten?
Aaaaaach, wenn es vom Kunden ein dickes Lob gibt, dann wer­den selbst die kniff­ligs­ten Texte zu Klacksen.

19. Schreiben Texter pri­vat noch Lyrik oder Prosa, um sich auszuleben?
Na, das muss jeder hal­ten, wie er mag. Viele schrei­ben pri­vat. Das kommt doch aus der Natur der Sache. Ein Gärtner hat ja pri­vat auch ein paar Pflanzen zu Hause.

20. Warum hei­ßen Texter Texter, gibt es kei­ne net­te­re Bezeichnung?
Findest du das nicht nett? Ich fin­de das Wort Texter klas­se. Es trägt einen gezück­ten Dolch mit in sich drin. Da wird was ange­piekst. Hörst du das nicht? Sag mal: TeXter. Mich fra­gen manch­mal Leute, was ich mache. Dann sage ich: „Ich bin Texterin.“ Dann fra­gen die: „Was macht man da?“ Ich: „Z.B. Texte für Broschüren, Web-Seiten, Anzeigen…“ Dann lächeln sie: „Ach, hier Layout und so!“ Ich wie­der: „Nein. Nur die Texte, die im Layout ste­hen.“ Die Leute: „Ach so. Mehr nicht???“

Danke, Judith! :-)

Wie Ihr seht, sind das 20 Fragen, und 5x5 ist immer noch 25. Die letz­ten fünf Fragen habe ich für Euch reser­viert: Was wollt Ihr noch von Judith wis­sen? Kommentiert und fragt drauf­los, Judith ant­wor­tet. Oder? Judith? Ach, und wer noch mehr Antworten hat – die sind auch will­kom­men! (Und „Nur Küsse schme­cken bes­ser“ sagt mir gar nix …)

Ein höfliches Päckchen

Das muss ich knip­sen, dach­te ich, als ich die Botschaft des Päckchens an den Boten sah. Aber ehr­lich, lesen die Zusteller das? Und das Päckchen war ja für mich, und nicht für den Postmann („Dein Überraschungspaket“). Trotzdem ein net­tes Späßchen.