1. Warum bloggst Du?
Das ist wirklich bei jedem Eintrag ganz unterschiedlich. Ich bin ertaubt, bei mir im Blog kreist alles ums Hören und Verstehen – richtig, anders oder auch mal ganz und gar nicht. Um Kommunikation und die Folgen geht’s also. Ich blogge dann mal, weil ich gerne sagen will, wie unerwartet sich Schwerhörigkeit auswirkt oder um ein bißchen aufzuklären, wie sie sich eigentlich anhört. Neulich, weil bestimmte Fragen immer wieder auftauchen, dann wieder, weil mir was wieder eingefallen ist. Manchmal auch, weil ich mich aufrege, was frage – oder weil ich gern andern in ähnlicher Situation nützlich sein will.
2. Wie lange hast Du das geplant und wie bist Du auf den Namen gekommen?
Letztes Jahr im Spätsommer hab ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, ein Blog zu starten. Da bin ich nach Harvard gegangen und hatte überlegt, was über Elitenwahnsinn oder Wahnsinnseliten zu schreiben. Ich hatte dann aber so viel zu tun, dass ich das nicht weiter verfolgt hab. Gleichzeitig hab ich immer schlechter gehört und damit verbunden immer mehr Probleme bekommen. Meine Freundin Berlinessa in New York hat mich dann ermuntert, doch darüber zu schreiben. „Das ist Dein Thema, da beißt die Maus einfach mal keinen Faden ab“, sagte sie. Mir war nicht wohl dabei, weil ich eigentlich lieber wegsehen wollte – schließlich habe ich es aber doch einfach gemacht. Und seither schaue ich, wie sich das so entwickelt. Beethoven fand ich persönlich spannend, weil ich das Heiligenstädter Testament gelesen hatte und in seinen Erfahrungen und seiner Verzweiflung so erschreckend viel von ihm in mir wiedererkannt hab. Weil die Mission aber nicht „Verzweiflung“ sondern „gut Leben“ sein sollte, bin ich nun nicht ganz wie Beethoven.
3. Spielt Beethoven musikalisch eine Rolle für Dich?
Ich habe bis ich 16 war klassische Musik am Klavier gespielt, „Für Elise“ war eins meiner Lieblingsstücke. Nicht das in allen Warteschleifen hoffnungslos verbratene Hauptmotiv, sondern die zwei Mittelteile. Ansonsten mochte ich damals eigentlich lieber Mozart und Liszt. Erst später, als ich schon nicht mehr selbst gespielt hab, hab ich Beethoven wieder für mich entdeckt. Vielleicht hab ich mit weniger Hören besseren Zugang, wer weiß? Inzwischen ist mir klassische Musik aber leider meist zu kompliziert. Ich höre nicht differenziert genug.
4. Wie wichtig ist das Bloggen für Dich, wie viel Zeit verbringst du damit?
Ist mir ziemlich wichtig geworden. Ich würde gerne mehr Zeit reinstecken, also mehr recherchieren und mehr schreiben. Aber ich mach schon mehr als ich sollte, denn eigentlich muss ich gerade dringend eine Dissertation fertigstellen. Meist so etwa eine Stunde pro Tag. Wer weiß, vielleicht kann ich das ja irgendwann mal mit einem Job verbinden.
5. Hat sich durch das Bloggen für Dich etwas verändert? Wenn ja, was?
Zwei Dinge: Ich habe gemerkt, was für eine unglaublich spannende Welt die der Blogs ist – und schon einige interessante Menschen kennengelernt. Ohne Kommentare wäre das alles nix. Und ich habe sehr sehr viel über mich selbst und meine Schwerhörigkeit gelernt – das Schreiben hilft mir, damit umzugehen. Manchmal hab ich das Gefühl: Ich erobere mir von der Behinderung meine Persönlichkeit zurück.
*Hier ist noch der Link zu Not quite like Beethoven.
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