1. Braucht man für Deinen Beruf ein Germanistikstudium?
Ja, auf jeden Fall. Eigentlich hat sich auch erst nach dem Studium genau herauskristallisiert, was ich damit machen kann. Es war ein reines Interessenstudium, selbst wenn ich ursprünglich beabsichtigt habe, Verlagslektorin zu werden. Da sind die Stellen allerdings noch rarer gesät …
2. Hat Dir der Doktortitel bisher etwas gebracht?
Ohne Doktortitel könnte ich im Editionsbereich nicht arbeiten; ebenso wenig könnte ich Projekte selbst beantragen. Daher hat er mir auf jeden Fall etwas gebracht und ich würde die Promotion auch allen empfehlen, die beabsichtigen, in Archiv/Museum/Editionsbereich – also in Berufsfeldern praktischer Germanistik – tätig zu sein.
3. Was hältst du von Germanistik als Bachelor-/Masterstudiengang?
Gar nichts. Studium ist ursprünglich etwas anderes als Schule. Nicht Wissensansammlung ist das wichtigste, sondern eigene Stärken und Schwächen zu erkennen, Interessen zu entdecken, sich zu positionieren, Eigeninitiative ergreifen, sich selbst zu organisieren – alles das also zu lernen, was man letztlich unter Selbstverantwortung versteht. Und besonders im geistes- und kulturwissenschaftlichen Bereich sind diese festen Stundenpläne meines Erachtens schädlich. Die Studenten jagen Scheinen hinterher, sie belegen keine Zusatzveranstaltung, sie wählen Veranstaltungen nach Zeiten aus, nicht nach Interessen. Das ist nicht der Sinn eines geisteswissenschaftlichen Studiums.
4. Kannst Du Bücher noch einfach genießen?
Ja, auf jeden Fall. Ich lese auch gerne Krimis und Kinderbücher … Allerdings lasse ich Bücher mit schlechtem/langatmigen Stil sehr schnell liegen, was ich früher nie getan hätte.
5. Welche Autorin bzw. welcher Autor sollte viel mehr gelesen werden?
Du meinst, im Germanistikstudium an der Universität?
Da würden mir einige einfallen. Besonders Kinderbuchautoren, aber auch: Leo Perutz, Günter Kunert, Robert Walser
Falls Du nicht das Studium meinst: Perutz, Kunert und Walser würde ich wieder nennen, einfach als Empfehlung, aber ich habe, ehrlich gesagt, nicht den Überblick, was die Menschen lesen. Für Gedichte sollte man sich mal wieder mehr Zeit nehmen, denke ich …
*Spurensuche: Leipzig, Zürich, Jena, Münster, Paderborn, Düsseldorf
Den Aussagen kann ich nur zustimmen. Spricht mir wirklich aus dem Herzen :-) Mich interessiert allerdings, wer die Germanistin ist? Beziehungsweise, warum sie nicht mit Namen genannt wird. Hängt das mit dem Job zusammen? Und welchem genau geht sie wo nach? Das wäre ein nützliches Hintergrundwissen beim Lesen ;-)
Bei meinen „Fünf Fragen an…“ ist es so, dass ich es den Befragten überlasse, ob sie ihren Namen nennen oder auf ihre Webpräsenz verweisen wollen.
Ich denke auch, dass die Namen gar nicht so wichtig sind, denn ich frage sie ja nicht zu ihrer Person insgesamt, sondern mich interessiert immer ein Aspekt ihres Lebens, hier ist es eben das Germanistin-mit-Doktortitel-Sein.
Aber Du hast recht, den Beruf hätte ich nennen können, der fehlt. Ich hab Deine Fragen schon weitergeleitet, vielleicht antwortet sie selbst… :)