1. Wie kommst du nach 7 Jahren in Spanien mit der Sprache klar?
Ich kenne im Spanischen Wörter, die ich im Deutschen nicht kenne … Aber natürlich geht´s auch andersrum. Es gibt immer noch die eine oder andere grammatikalische Verirrung, aber wohl eher aus Faulheit noch mal kurz zu überlegen bevor der Satz herauspurzelt. Ich spreche kein Französisch, werde aber immer für eine Französin gehalten (kann das R nicht rollen, konnte ich schon im Russischen nicht). Man wird immer komisch angeschaut, weil man einen Akzent hat.
2. Wird das Deutsche langsam zur Zweitsprache?
Ja. Wie heißen denn diese ganzen Fischarten auf Deutsch (Speisekarte)? Oder Muskelgruppen (Sportkurs)? Mal von diesem speziellen Vokabular abgesehen, bin ich abgeschnitten von den neuesten Sprachentwicklungen in Deutschland (da hilft auch der wöchentliche Spiegel nicht viel) – Alltagssprache passt sich an neue Realitätskonzepte an, meine Realität ist allerdings in Spanien.
3. Sind Spanier anders als Deutsche und warum (nicht)?
Spanier unterscheiden sich wesentlich von Deutschen, vor allem in so deutschen Eigenschaften wie Planungsfähigkeit und Pünktlichkeit. Selbst nach 7 Jahren im Land komme ich nicht herum den Kopf zu schütteln, wenn sich an jedem 1. des Monats lange Schlangen vor den Fahrkartenschaltern bilden. Warum auch die Monatskarte eher kaufen? Der Monatsanfang kommt jedes Mal unerwartet. Es fällt ihnen auch schwer, verbindliche Verabredungen zu treffen. Da ruft man sich eher nochmal an, um dann zu verbleiben, dass man später noch mal anruft um dann etwas auszumachen. Andererseits nehmen sie viele Sachen nicht so verbissen wie die Deutschen. Spontane Aktionen sind damit viel üblicher. Spanier lieben ihr Land (Die erste Frage an einen Besucher ist immer: ¿Te gusta España?). Viele haben auch gar keine Probleme mit der faschistischen Vergangenheit in der Franco-Diktatur. Viele Straßen und Plätze haben noch heute Namen von Franco-Generälen und Franco selbst ist noch Ehrenbürgermeister in vielen Ortschaften.
4. Sind dir schon berühmte Spanier über den Weg gelaufen?
Ich wartete gerade vor einem Kino und neben mir wartete Pedro Almodovar. Natürlich wurde er erkannt und von einigen Leuten um ein Autogramm gebeten, was ihn sichtbar belästigte.
5. Wie findest du die spanische Küche?
Ganz toll. Ich finde die Selbstverliebtheit der Spanier in ihre Paella zwar übertrieben (ist doch nur eine Reispfanne), aber die Vielfalt an Gerichten ist groß und sie sind sehr schmackhaft. Vorsicht mit dem Knoblauch, er ist überall. Neben Salz und Paprika werden aber kaum andere Gewürze benutzt, gekochte Kartoffeln sind eine Seltenheit. Viel Fisch (bei überfischten Meeren nicht unbedingt vertretbar) und viel Fleisch. Eines meiner Lieblingsgerichte ist Pisto Manchego, eine Gemüsepfanne mit Paprika, Zucchini und Auberginen, obendrauf ein Spiegelei. Kuchen können sie gar nicht backen, und wie jeder Deutsche im Ausland vermisst man das gute Brot (dank sei den Brotbackautomaten!). Dabei ist es sehr witzig, dass die Spanier in Deutschland das Brot vermissen. Zu jeder Mahlzeit gibt es in Spanien nämlich Baguettebrot dazu: Spagetti, Tomatensoße, Brot. Wozu dieses Extra an Kohlenhydraten, keine Ahnung.
*Jetzt habe ich gar nicht nach Madrid gefragt!!! Vielleicht hole ich das irgendwann noch nach, also fünf Fragen zu Madrid – mal sehen …
Hm, also die Schlangen zum ersten des Monats machen die Berliner auch. Das Zunehmen der dieser „floating“ Verabredungen nervt mich seit Jahren und wie Ausländern Deutschland bzw. der Ort wo sie sind gefällt frage ich auch immer. Vermutlich hat es einen Grund dass den meisten Spaniern die ich kenne, Berlin so gefällt…:-)
Jahaa, genau, Menschenschlangen durfte ich auch hier in der Kleinstadt schon erleben am Monatsanfang, im Geldinstitut meines Vertrauens zum Beispiel…
„Pisto“ hat einen eigenen Eintrag bei Wikipedia, „Gemüsepfanne“ nicht. Hm… Ich hab mich erst mal gefragt, wo denn bei diesem Rezept der Käse bleibt, denn bei Manchego denke ich etwas einseitig…