Die Prinzessin hat rote Haare und lässt sich nichts sagen und vormachen, kein Wunder, dass man da erst mal an Pippi Langstrumpf denkt. 1987 ist „Die Prinzessin mit den roten Haaren“ ursprünglich erschienen, da war Pippi Langstrumpf längst festes Inventar in unzähligen Kinderzimmern.
Die Prinzessin mit den roten Haaren bzw. die Rote Prinzessin ist tatsächlich eine Prinzessin, ihre Eltern sind König und Königin, eine Königinmutter gibt es auch. Abgeschottet lebt die Rote Prinzessin im Schloss, bis sie an ihrem zwölften Geburtstag dem Volk gezeigt werden soll. Die königlichen Pferdekutschen fahren durch die Straßen, doch bevor jemand die Prinzessin sieht, wird ihre Kutsche von drei Räubern enführt: Holz, Bolz und Schwanenstolz. Weder vor den Räubern noch später vor dem schrecklichen Umberto, einem Riesen, noch vor „dem Volk“, mit dem sie plötzlich dauernd zu tun hat, hat die Rote Prinzessin Angst. Zum einen, weil sie keine Ahnung von nichts hat, zum andern, weil sie neugierig auf den „Rest der Welt“ ist, wie ihre zwei Hofdamen Laula und Paula die Welt außerhalb des Königspalastes titulierten.
Die Rote Prinzessin entdeckt also unvorhergesehenerweise die Welt; parallel schmiedet die Königinmutter einen Plan, um ihre Enkeltochter zu befreien, und in einer Kneipe wiegelt Opa Tannenbaum die Leute auf: Die Rote Prinzessin sei nur erfunden, man könne dem König einfach ein rothaariges Mädchen aus dem Volk unterjubeln und dafür die Findeprämie einstreichen.
An diesem Buch mag ich die Illustrationen: Sie stammen von Linde Faas und hätten viel mehr Raum verdient – sie sind zwar mitunter seitenfüllend, doch das Buch ist eher kleinformatig. Das Bild auf dem Cover, das die Rote Prinzessin und die drei Räuber auf Pferden im Wald zeigt, hatte mich als Erstes neugierig gemacht auf das Buch. Erwartet hatte ich eine wilde Räubergeschichte mit Prinzessin, ein bisschen Pippi Langstrumpf, ein bisschen Räuber Grapsch (das erste Grapsch-Buch erschien 1984). Aber der Niederländer Paul Biegel hat eine eher ruhige, leicht fremdelnde Geschichte geschrieben, ein Märchen. Die Rote Prinzessin bekommt auf 147 Seiten keinen Vornamen und bleibt bis zum Schluss die „Königliche Hoheit“, die „wir wollen“ sagt und nicht „ich will“. Zwölf Jahre Prinzessinnenerziehung lassen sich eben nicht so einfach ausradieren.
Langweilig ist das Buch nicht, die Dialoge sind spritzig, die Figuren recht lebendig. Wer aber etwas Mitreißendes, Klares, Lustiges sucht, ist bei „Die Prinzessin mit den roten Haaren“ falsch. Es ist ein relativ langes Märchen, das nicht ganz einfach gestrickt ist, mit Hintersinn hier und da, der erwachsene Leser ansprechen mag.
Paul Biegel: Die Prinzessin mit den roten Haaren
Aus dem Niederländischen von Siegfried Mrotzek
Verlag Urachhaus
147 Seiten
ISBN: 978–3‑8251–7804‑8
14,90 Euro
Dann vllt doch lieber Pippi Langstrumpf.
Man sollte seine Kinder viel öfter „Ich will..“ sagen lassen, anstatt ich möchte.
Das finde ich um einiges gesünder.
LG