Ein Bilderbuch über Coco Chanel und das „kleine Schwarze“

Auf die Idee muss man erst mal kom­men: ein Bilderbuch über Coco Chanel! Also kein Fotobuch, keins für Erwachsene, son­dern tat­säch­lich eins für Kinder, ab fünf Jahren etwa. Genauer gesagt: ein Bilderbuch über Coco und das „klei­ne Schwarze“. Das Cover fängt einen gleich ein: Es ist schwarz, wird jedoch von einem Parfumflakon in Gelb und Weiß domi­niert (Chanel N° 5!), auf dem „Etikett“ des Flakons steht der Buchtitel, dar­un­ter ist ein Mädchen zu sehen, das den Boden schrubbt: Coco.

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Los geht es mit Coco im Waisenhaus. Dort ist sie, obwohl ihr Vater noch lebt. Im Waisenhaus lernt Coco nähen, stri­cken, sti­cken, häkeln. Und so arbei­tet sie, als sie erwach­sen ist, tags­über als Näherin – und abends als Tänzerin und Sängerin in einem Nachtklub. Reich und berühmt will sie wer­den, kein Niemand mehr sein! Sie quar­tiert sich bei einem rei­chen Freund ein, dort beob­ach­tet sie die rei­chen Leute bei ihren Partys, an der Rennbahn, am Strand, bei der Jagd … Die stei­fen Kleider und opu­len­ten Hüte der Damen gefal­len ihr nicht, und die Damen tra­gen noch Korsetts. Coco schnei­dert sich beque­me Hosen, sie kre­iert eige­ne Hüte, Kleider „wie eine zwei­te Haut“, ein Parfum und ver­kauft all das in ihrem eige­nen Laden – und das Geschäft läuft. Nur schwar­ze Kleider wol­len die Kundinnen nicht, das sei kei­ne Farbe. Doch Coco hält dage­gen. Das ist die Geburtsstunde des legen­dä­ren „klei­nen Schwarzen“, und der Rest ist Geschichte …

Das Buch ist nicht über­la­den, das gilt für die Bilder und den Text glei­cher­ma­ßen. Es erzählt ein­fach, lässt Fragen offen, macht neu­gie­rig. Die Illustrationen sind nicht in Rahmen gepresst, sie erstre­cken sich über zwei Seiten, Coco und die ande­ren Frauen lau­fen, nähen, sit­zen, ste­hen im Raum, auf zumeist wei­ßem Grund. Die mit schwar­zer Linie umris­se­nen Figuren mit zurück­hal­tend kolo­rier­ter Kleidung erin­nern an Zeichnungen, wie man sie von Modedesignern kennt, jedoch sind es Frauen mit ganz unter­schied­li­chen Figuren, von dünn bis dick, klein bis groß, jung bis alt. Auf einer Doppelseite macht bei­spiels­wei­se eine Frau einen Freudensprung und wirft das Korsett von sich, auf einer ande­ren sind lau­ter Frauen im „klei­nen Schwarzen“, und kei­ne Frau sieht aus wie die ande­re, kein Kleid sieht aus wie das ande­re … Gerade die­se zwei Bilder fan­gen gut ein, was Coco Chanel geschafft und geschaf­fen hat, ein „Niemand“ war sie bei­zei­ten nicht mehr.

Man könn­te sich fra­gen, ob das ein Buch für Kinder ist. Ich wür­de sagen: Ja, war­um nicht? Eine ein­fa­che Geschichte, anspre­chen­de Bilder, ein Thema, das auch für Kinder schon span­nend ist: Mode und Kleidung. Zumal das gut zum Selbermachtrend passt, der nach wie vor anhält, zu häkeln­den, stri­cken­den, nähen­den Kindern, Frauen, Männern … Das Buch lässt gleich­falls anklin­gen, dass Mode und Kleidung mehr sein kann als nur „was anzu­zie­hen“, viel mehr.

Annemarie van Haeringen: Coco und das klei­ne Schwarze
aus dem Niederländischen von Marianne Holberg
Verlag Freies Geistesleben
ISBN: 978–3‑7725–2883‑5
32 Seiten
14,90 Euro

2 Kommentare

  1. Ja, nicht wahr? Ich fin­de es wun­der­bar, wel­che Vielfalt man gera­de bei den Bilderbüchern fin­den kann.

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