Kein Verlag? Dann eben Selbstverlag! Petra Brüning alias Pebby Art hat ihr Kinderbuch „Auf und weg!“ Ende letzten Jahres als E‑Book und Taschenbuch bei Amazon veröffentlicht, ich habe ihr einige Fragen gestellt.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Nachdem wir damals in der Grundschule unsere Schwungübungsreihen abgeschlossen hatten, die aus lauter aneinandergereihten cccc, lll, lele, mnmn und so weiter bestanden, und wir es gelernt hatten, Wörter und Sätze zu bilden, wollte ich diese auch anwenden und begann Geschichten zu schreiben. Fast immer wurde meine Katze zur Hauptfigur erkoren, und so gibt es heute noch kleine Ausschnitte aus Geschichten über sie, obwohl sie selbst schon längst im Katzenhimmel weilt. Und weil mir das Schreiben doch eine gewisse Freude bereitete, insbesondere die Vorfreude aufs Vorlesen (meine Mutter hatte immer eine gute Trefferquote, an den passenden, dafür vorgesehenen Stellen zu lachen), schrieb ich immer weiter. Zwar kreuzten andere Vorlieben und Hobbys meinen Weg, doch fand ich immer wieder zum Stift oder nunmehr zur Tastatur zurück.
Warum hast du ein Pseudonym und wie bist du darauf gekommen?
Pebby Art klingt pfiffiger als Petra Brüning. Daher fand ich es für Kinderbücher ansprechender. Sollte ich mal in einem anderen Genre schreiben, werde ich wohl auch den Namen wechseln. Somit ist der Name Pebby Art fest verbunden mit dem Bereich Kinderbücher. Der Name setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben meines Vornamens und dem ersten Buchstaben meines Nachnamens, dann noch schnell ein „by“ angehängt und ein „Art“ für „Kunst“ und schon ist ein für Kinderbücher passendes Pseudonym entstanden.
Schreibst du neben Kinderbüchern auch andere Texte?
Zum einen gibt es mein Blog, das ich sowohl mit Zeichnungen als auch mit Texten füttere.
Außerdem unterstütze ich Grundschulkinder in einer Mini-Autoren-AG, eigene Texte zu verfassen. Und noch vor zwei Jahren war ich ziemlich ausgelastet damit, meine Hausarbeiten und meine Magisterarbeit für mein Literaturstudium an der Fernuni Hagen zu schreiben.
Von wem stammen die Illustrationen?
Die Illustrationen stammen von mir. Ich zeichne zunächst eine Skizze mit Bleistift. Sobald ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, binde ich die Skizze in ein Grafikprogramm ein und arbeite am PC weiter (was wesentlich länger dauert als das Skizzieren). Meist macht das Arbeiten mit dem Grafikprogramm Spaß und die Farben, die dann auf dem E‑Book zutage kommen, sind echt schön (das TB ist in Graustufen). Nur hat man an manchen Tagen das Gefühl, dass die Augen langsam viereckig werden und wenn dann noch das Programm abstürzt (so wie heute) und man nicht vorher gespeichert hat (so wie heute), dann hält sich die Freude in Grenzen.
Lässt du deine Texte lektorieren?
Ja, auf jeden Fall. Das ist mir sehr wichtig und wird auch in allen Ratgebern für Indie-Autoren empfohlen. Noch während ich meinen Text selbst überarbeitet habe, habe ich letztes Jahr Myra Cakans Ratgeber „Mein Buch! Vom Entwurf zum Bestseller“ gelesen. Dort gibt eine Lektorin ein Interview bezüglich Lektorat und Korrektorat, das mir sehr gut gefallen hat. Und so habe ich mich an sie gewendet und ihr zunächst eine Probeseite zugeschickt, damit sie sich ein Bild machen kann, wie viel Lektoratsarbeit auf sie zukommt, und nachdem wir dann einen Preis ausgehandelt hatten, habe ich ihr mein Manuskript zugeschickt, das sie dann sehr zügig bearbeitet hat. Wir kommunizieren über E‑Mail und sind mittlerweile auch über Facebook und Google+ in Kontakt. Und wenn ich zwischendurch eine Frage habe, kann ich sie jederzeit kontaktieren. Ich habe zum Beispiel anfangs nicht gewusst, wie man die URL kürzt, damit ich einen Link posten kann. Und so bestand meine erste Bekanntmachung meines neuen Kinderbuches auf Facebook hauptsächlich aus aneinandergereihten Zeichen der URL meines Amazonplatzes. Das sah nicht nur nicht schön aus, es stellte mich zusätzlich vor das Problem, dass ich zum Beispiel bei Twitter lediglich die URL hätte twittern können. In meinem Bekanntenkreis hatte keiner eine Ahnung und auch Google wollte mir irgendwie nicht weiterhelfen. Zum Schluss habe ich dann einen Hilferuf auf Facebook gestartet, und es hat keine vier Minuten gedauert, bis meine Lektorin sich gemeldet hat und mir von Bitly, einem URL-Verkürzer-Programm berichtet hat. Es ist also schön, immer jemanden im Hintergrund zu haben, der sich gut auskennt.
Hast du versucht, einen Verlag zu finden?
Ja, aber über ein „Wir haben über Ihr Manuskript diskutiert“ kam ich nicht hinaus, zumindest nicht mit meinen Buchmanuskripten. Ein paar Kurzgeschichten sind von mir in Anthologien wiederzufinden.
Wie bist du auf Amazon gekommen?
Das begann damit, dass mein PC mir im Frühling letzten Jahres eine Anzeige vor Augen hielt, bei der ich dachte, dass ich mich verlesen habe. Oder sollte ein Druckfehler vorliegen? Da stand doch tatsächlich, dass Amazon 70 % Autorenhonorar zahlt. Meine Emotionen schossen hoch, Vorfreude pur. Den kleinen kritischen Kerl in mir, der mich zur Vorsicht mahnte, schob ich beiseite. Fasziniert las ich von Leuten, die über den E‑Book-Verkauf auf Amazon zu Millionären geworden waren. Da hüpfte das Herz!
Wie gut, dass mein Mann mir zu Weihnachten einen Kindle geschenkt hatte (den ich bis dato kaum angerührt hatte, muss ich gestehen). Doch nun wurde er gefüttert. Zuerst mit John Lockes „How I sold 1 million ebooks in 5 months“, schließlich wollte ich ja in seine Fußstapfen treten. Ich muss gestehen, dass die Fußstapfen von Herrn Locke noch ziemlich weit entfernt sind. ;)
Zwar konnte ich meinen inneren Kritiker beruhigen, der hinter 70 % Autorenhonorar eine Falle witterte, denn die 70 % gibt es wirklich – allerdings muss der Verkaufspreis innerhalb einer bestimmten Spanne liegen. Das eigentliche Problem ist, dass man dafür auch Bücher verkaufen muss.
Wie setzt du den Preis für deine Bücher fest?
Anfangs wollte ich einfach günstig sein, doch mittlerweile habe ich mein E‑Book auf 2,68 Euro hochgesetzt, was nicht nur den 70 % Autorenhonorar geschuldet ist, sondern auch, weil sich sonst Vergünstigungsaktionen kaum lohnen würden. Je weiter ich mein Buch bei einer Werbeaktion im Preis runtersetzen kann, umso größer ist bei dem Kunden das Gefühl, etwas sparen zu können. Außerdem steckt in einem Buch jede Menge Arbeit. Und bei einem Dauerpreis von 0,99 Euro denkt man doch schnell an Ramsch.
Was sind deine Erfahrungen: Hat das Veröffentlichen auf Amazon auch Nachteile?
Natürlich steckt jede Menge Arbeit dahinter, wenn man nicht nur veröffentlichen, sondern auch noch verkaufen möchte. Das ist viel Zeit, Zeit, die nicht dafür genutzt werden kann, eine neue Geschichte zu kreieren. Andererseits sieht es, glaube ich, mit einem kleinen Verlag an der Hand kaum anders aus. Auch dort werden die Autoren viele Marketingmaßnahmen selbst ergreifen müssen. Und die richtig großen Verlage, bei denen eröffnen sich natürlich super Möglichkeiten zur Vermarktung, doch leider wandern da die meisten Manuskripte immer der einen Herde hinterher. Und auf der steht: Absagen.
Wie läuft das Verkaufen, wie machst du Werbung für dein Buch?
Durch John Locke wusste ich schon mal: Ich brauche ein Blog. Gut, dafür habe ich mir dann mal wieder einen Ratgeber gegönnt, diesmal in Druckversion, und so bin ich irgendwie bei Blogger gelandet, wo es jetzt auch mein Blog gibt.
Außerdem waren soziale Netzwerke mit einem Mal nicht mehr Zeitverschwendungsgiganten für mich, sondern wichtige Medien, die es zu bedienen gilt. Und ich muss sagen: Das macht sogar Spaß. Man darf vor lauter Kommunizieren nur nicht vergessen, auch noch am eigenen Text weiterzuschreiben. Und auf keinen Fall sollte man immer nur ein und denselben Werbespruch loslassen. Freude bereitet es erst, wenn man es z. B. bei Twitter schafft, ein Gespräch aufzubauen (was nicht zwingend etwas mit dem eigenen Buch zu tun haben muss). Dann hat man einen neuen Kontakt geknüpft und egal, ob daraufhin jemand ein Buch kauft oder nicht, wird man doch gleich wieder munter, wenn eine Antwort kommt, oder etwas favorisiert oder retweetet wird. Ich freue mich immer über Likes und Follower, über Retweets und Gespräche, die man plötzlich mit Menschen führt, die man vorher gar nicht kannte. Auf Facebook teile ich zum Beispiel mit, wenn sich etwas auf meinem Blog getan hat, ich einen neuen Cartoon kreiert habe oder es sonst etwas mitzuteilen gibt. Zurzeit gibt es dort einen Zeichenwettbewerb mit Buchverlosung.
Wie sieht es mit Lesungen, Zeitungsberichten und Rezensionen aus?
Eine Lesung habe ich bisher gehalten – auf einem Weihnachtsbasar. Das war zwar nicht so ganz ungestört und ruhig, doch hatten die Kinder zahlungsfähige Eltern an der Hand und konnten so einem von mir signierten Buch ein neues Zuhause bieten.
Um Interviews mit Zeitungen habe ich mich auch bemüht und ich konnte mich immerhin in der Emszeitung, der Ostfriesen Zeitung und dem General Anzeiger wiederfinden. Das hat mir auf jeden Fall schon mal einen weiteren Termin für eine Lesung eingebracht, diesmal in Zusammenarbeit mit einer Gastronomie und einem leckeren Brunch.
Sehr wichtig sind auch Rezensionen. Am besten hat man ganz viele davon und mit vielen Sternen, versteht sich. Daher habe ich pünktlich zur Veröffentlichung meinen Kindle mit „Wer rezensiert mein e‑Book?“ von Sebastian Brück gefüttert. Dort stellen sich Bücherblogs vor und man erfährt direkt, welches Blog zu dem eigenen Genre passt und welches nicht. Dann heißt es nur noch: anschreiben und auf eine Zusage hoffen. Und wenn die dann da ist, beginnt das Warten auf die Rezension.
Auch auf LovelyBooks habe ich mich vorgewagt. Meine Erfahrungen hierüber habe ich in einem Artikel auf meiner Website zusammengefasst. Neuerdings bin ich auch auf Goodreads zu finden. Und für die Zukunft sind noch Gewinnaktionen und Buchverlosungen angedacht (sowohl auf LovelyBooks als auch auf Goodreads) und auch eine Vergünstigungs-Aktion, bei der ich das E‑Book für einen kurzen Zeitraum für 0,99 Euro anbieten werde, anstatt für 2,68 Euro.
Sind schon weitere Bücher geplant?
Zwischendurch denke ich manchmal: Habe ich heute überhaupt an meiner Geschichte weitergeschrieben oder gezeichnet? Oje. Aber morgen. Zum Glück erinnere ich mich meist an den Zeitplan, den ich mir stelle (sonst nörgelt der kleine Kritiker wieder rum) und so gibt es festgelegte Zeitintervalle, in denen ich mich um meine neuen Protagonisten kümmere. Daher freue ich mich, ankündigen zu können, dass mein nächstes Kinderbuch (mit vielen Zeichnungen) sich auch voraussichtlich im März an die Eroberung des E‑Book-Marktes (und auch des Taschenbuchmarktes) machen wird. In meinem zweiten Kinderbuch geht es um zwei kleine Hamster, die sich auf die Suche nach dem lieben Gott machen, einer enthusiastisch und voller Energie, der andere, na ja, der würde lieber gemütlich in seinem Laufrad liegen, aber er kann seinen Kumpel ja nicht alleine lassen. Also machen sie sich gemeinsam auf den Weg … Während mein Kinderbuch „Auf und weg!“ eher für Ende Kindergartenalter und Grundschulkinder geeignet ist, richtet sich mein zweites Kinderbuch (ich sollte mir langsam Gedanken über den Titel machen) an die kleineren Bücherfreunde.
Tauschst du dich mit anderen Selbstverlegern aus? Wenn ja, wo und wie?
Gelegentlich ja. Ich bin in zwei Facebook-Gruppen, die aus Indies und Buch-Bloggern bestehen, und über Twitter gibt es kurze Gespräche oder Tipps und Hinweise und einige Gespräche finden dann auch über E‑Mail statt. Eigentlich würde ich gerne die Kontakte noch intensivieren, doch lässt das mein Zeitmanagement oft nicht zu.
Was liest du selbst gern, welche Bücher empfiehlst du?
Ich lese gerne etwas Lustiges oder etwas Spannendes. So mag ich die Bücher von Andreas Eschbach, Dan Brown und auch Ken Follett (Historisches ist auch immer gut), doch habe ich kürzlich auch mehrere Bücher von Rita Falks recht witzigen Eberhofer-Krimis gelesen und auch ihr Buch „Hannes“, das ganz anders ist, nicht lustig, dafür umso emotionaler, mitfühlender, ein Buch über Freundschaft, einfach toll. Ein besonderer Autor für mich ist auch Jonas Jonasson, wobei ich den Hundertjährigen noch ein wenig mehr liebe als die Analphabetin. Für Liebhaber des Witzig-Skurrilen ein Muss!
Pebby Art im Netz: Blog, Facebook, Twitter
((Vielen Dank für deine Antworten, liebe Petra!))