Zeitreisen sind im Kinder- und Jugendbuch ein alter Hut, aber die Lara-Reihe von Julia Kröhn gefällt mir, weswegen ich sie kurz hier vorstelle. Lara aus Frankfurt ist keine Superheldin, sie hat kein Supertalent, sie ist weder Vampir noch Engel (und auch keine Göttin usw. usf.), sie ist nicht besonders schusslig und auch nicht superschlau, obwohl, eine Gabe hat sie doch: Sie kann Geister hören und sehen. Damit beginnen ihre Abenteuer immer. Ihr Zeittor ist ein beliebiger Spiegel, alt sollte er allerdings sein, eine Geschichte haben, und dann muss Lara noch einen Spruch aufsagen, um in die Vergangenheit (und wieder zurück) zu reisen, fürs Hin einen und fürs Zurück einen anderen.
In Band 2 der Reihe, „Lara und der Fluch der Schwarzen Frau“, verschlägt es Lara ins Mittelalter. Sie will einer Kräuterfrau helfen, die als Hexe verbrannt wurde und keine Ruhe findet, sondern als „Schwarze Frau“ noch in Laras Zeit herumgeistert. Das mittelalterliche Leben bringt die Autorin richtig gut rüber: anschaulich und realistisch, gar nicht belehrend, nicht zu ausführlich, genau die richtige Portion für eine Zeitreisegeschichte ab neun Jahren. Natürliche Dialoge, keine Längen in der Handlung, 229 Seiten, die sich schnell und spannend lesen.
Band 1 spielt im Barock, Band 3 im 19. Jahrhundert, hier hilft Lara einer Krankenhaus-Hebamme, die der Ursache von Kindbettfieber (mangelnde Hygiene) auf die Spur gekommen ist, bei den Ärzten jedoch damit auf taube Ohren stößt und ins Irrenhaus abgeschoben werden soll. In den bisher drei Bänden rettet Lara immer eine Frau, und so bekommt man noch ein Stück weit mit, welche Rolle und Rechte Frauen (in einem bestimmten Umfeld, Beruf usw.) zu der Zeit hatten. Bei ihren Ausflügen in die Vergangenheit ist Lara nicht auf sich allein gestellt, sie hat stets jemanden bei sich, der sich mit der jeweiligen Zeit und dem „Fall“ gut auskennt, und die Frauen, deren Schicksal geändert werden soll, sind kooperativ, sodass die Handlung nicht x‑Wendungen nehmen muss, sondern recht geradlinig ist.
Kurz und gut: eine schöne Mischung aus Historie, Gegenwart und Fiktion, drei Schmöker, in denen die Vergangenheit nicht neu erfunden oder idealisiert wird. Im Prinzip historische Romane für Kinder – was kein Wunder ist, denn Autorin Julia Kröhn, gebürtige Österreicherin, schreibt hauptsächlich historische Romane und Familiensagas, teils unter den Pseudonymen Leah Cohn, Sophia Cronberg, Carla Federico und Katharina Till.