„Tirolertod“ heißt das Buch, also kann man sich schon denken, dass darin Tiroler sterben. Aber sehr viel mehr verrät der Titel auch nicht, und das ist schade. Ein-Wort-Titel sind manchmal gut, oft ist die Knappheit für die Katz und manchmal einfach nur krampfig. Bei Lena Avanzinis Krimi kommt noch ein langweiliges Cover dazu. Laut Impressum zeigt es das Goldene Dachl bzw. einen Ausschnitt davon. Ich war noch nie in Innsbruck. Das Goldene Dachl gilt also als Wahrzeichen der Stadt? Nun ja. In „Tirolertod“ spielt es jedenfalls keine Rolle.
Dabei hätte der Krimi nur das Beste verdient: ein Cover, das sofort alle Blicke auf sich zieht, und einen richtig tollen Titel. Denn der Krimi ist gut. Zur Abwechslung haben wir mal keinen Kommissar im Dienst, sondern einen Kripochef in Rente: Wilfried Heisenberg. Dem ist vor ein, zwei Jahren die Frau gestorben und er hat mit der Gesundheit mehr als nur ein kleines Problem. Dann hätten wir noch Valentina Gasser, auch Rentnerin, aber ziemlich jung drauf. Zusammen mit ihren Freundinnen Marion und Anna strickt sie auf den ersten Buchseiten (stümperhaft) gegen einen geplanten Windpark und plottet ihren ersten Krimi – denn einen Krimi zu schreiben ist ein Traum Valentinas, den sie schon Jahre (bzw. Jahrzehnte) träumt.
Nur dumm, dass die drei Frauen mit ihren Krimiplottereien Geister auf den Plan zu rufen scheinen: Im Handumdrehen stecken sie mittendrin in einem allzu realen Mordfall, der sie alle persönlich betrifft und Geschäftsleute und Politiker der Stadt zum Straucheln bringt. Eine harte Nuss für die Innsbrucker Kripo – wozu auch Ex-Kripochef Heisenberg beiträgt, der am Tag des Mordes auf Valentina trifft, sich Knall auf Fall in sie verliebt, sich in der Folge in die Ermittlungen einmischt – und damit noch mehr Verwirrung stiftet …
Das Buch ist dicht geschrieben, sowohl vom Plot als auch von den Figuren her fesselnd und unterhaltsam. „Tirolertod“ ist Lena Avanzinis zweiter Krimi. Mit dem Vorgänger, „Tod in Innsbruck“, hat die Autorin 2012 den Glauser-Krimipreis in der Sparte Debüt gewonnen.
Lena Avanzini: Tirolertod
256 Seiten
Emons Verlag
ISBN 978–3‑95451–035‑1
9,90 Euro