Anke Gröner bloggt, auf ihr Buch bin ich aber in anderen Blogs gestoßen, die Bloggerwelt kann ziemlich klein sein. „Nudeldicke Deern“ heißt Anke Gröners Buch, das fand ich schon mal ansprechend. Der Untertitel, nun ja, manchmal klingt Englisch halt netter, „Free your mind and your fat ass will follow“.
Zum Buch passt der Titel, kann ich jetzt sagen, denn ich habs gelesen. Es hat zwei Teile, wenn sie auch nicht explizit ausgewiesen sind im Inhaltsverzeichnis: erst das Fressen, dann die Moral (frei nach B. B.). Zuerst schildert Anke Gröner, wie sie ein Foodcoaching gemacht hat (früher hieß das Ernährungsberatung oder so). Das schlug ein, danach krempelte sie den Essensteil ihres Lebens vollständig um. Von der diätmüden Fastfoodesserin zur Schlemmerin, Genussfrau, Nichtkalorienzählerin, die Rezepte sammelt, bloggt und flickrt. Diese Begeisterung für das Kochen und Essen von frischen, selbstgemachten Gerichten kommt 1:1 rüber, die kann niemand ignorieren (würde ich sagen), der kann sich keiner und keine entziehen. Und das ist ja schon mal eine Leistung. Aber Anke Gröner ist schließlich ein Profi, sie ist Texterin und Bloggerin und kriegt es irgendwie hin, natürlich zu schreiben. Was schwierig ist, nebenbei gesagt.
In diesem ersten Teil macht sie einem also den Mund wässrig, ständig. Und kitzelt die olle Köchinnenseele wach, die im Tages‑, Wochen‑, Monate‑, Jahrestrott nun mal verlorengeht, wenn man nicht aufpasst. Essen, wie langweilig, Kochen, wie öde. Aber nicht bei Anke Gröner. Also musste ich gleich mal meinen Klassiker kochen: den gefüllten und mit Käse überbackenen Hokkaidokürbis. Immer wieder sehr lecker. Und leider eines der wenigen Gerichte, die sich neben Nudeln mit Fertigsoße halten können. Das sollte sich ändern.
Das Erste, was ich sozusagen nach Anke Gröner gebacken habe, war das Topfbrot. Sollte total einfach und umwerfend lecker sein. Ist es auch. (Foto!) Machts mal nach! Das geht zum Beispiel so: www.ankegroener.de.
Nach dem Essen zur Moral: Mit der Entdeckung des guten, bewussten Essens kommen auch die Gedanken, die Grübeleien: Was für ein Leben hatte das Huhn, bevor es im Suppentopf landete? Ist Bio besser? Sind Supermarktprodukte schlecht? Ist Fleisch okay? Wie war das mit den Zusatzstoffen? Und so weiter. Das Essen an sich ist eine Seite, die andere unser Umgang damit. Total verkorkst ist er in vielen Fällen: schon Kinder (die nicht dick sind) finden sich zu dick und speziell Frauen wollen dauernd abnehmen und halten Diät. Davon profitiert eine ganze Industrie – Anke Gröner erwähnt einige ihrer Diätversuche und haut sie am Ende alle in den Vergiss-es-Topf. Diäten bringen nichts! Dafür gibts sogar Zahlen: Die Wenigsten, die (stark) abnehmen, können ihr neues Gewicht konstant halten. Viele wiegen am Ende sogar noch mehr. Und dafür zählen sie Punkte, essen eklige Mischungen, kasteien sich, blättern Geld hin?!
Ja, so ist das. Dann wäre noch der Mythos von den Dicken, die dem Rest der Gesellschaft auf der Tasche lägen, weil sie die Krankenkassen melken würden. Quatsch, sagt und belegt Anke Gröner. Und stellt Ärzte an den Pranger, die zum Beispiel den Rücken behandeln sollen, aber nur das (Über-)Gewicht sehen. Wären Sie mal nicht so schwer, dann hätten Sie das Problem nicht … Als ob Dünne keine Rückenschmerzen hätten.
Das Buch tut gut, baut auf, ermutigt, es – will heißen: Anke Gröner spricht einen direkt an (du), und sie hat es wirklich drauf, auch die emotionale Schiene, man kann stellenweise wirklich ins Heulen kommen, weil ja jeder gern solche Wort hört: Du bist toll, wie du bist! Egal wie dünn oder dick du bist! Und in dem Zusammenhang fällt der Begriff „Körperakzeptanz“, ein relativ sperriges Wort, das für eine sehr erstebenswerte Sache steht. Sich so zu akzeptieren, wie man ist, sich und seinen Körper zu mögen, lieben vielleicht. Dann macht das Essen mehr Spaß und das Leben auch. Und man kann es leichter verkraften, wenn man schlecht drauf ist, wenn man Blicke und/oder Worte bekommt, die einen so richtig treffen und erschüttern. Denn die „Nudeldicke Deern“ ist kein reines Gute-Laune-Buch, Anke Gröner holt auch ein paar Miesgefühlszenen aus dem Kästchen.
Also: Falls ihr demnächst einen Diätschinken in der Hand habt – legt ihn besser zurück. Nehmt die „Nudeldicke Deern“. Das bringt mehr und macht Spaß. Versprochen.
Alles über das Buch sowie tolle Links (Essen, Körperakzeptanz, dicke Frauen in schönen Klamotten, schöne Klamotten für dicke Frauen usw.) gibt es auf der Nudeldicke-Deern-Seite: Klick.
Also, eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, ab heute ein wenig, Du weißt schon, ich will das böse Wort mit D nicht in den Mund nehmen, aber gefüllter und mit Käse überbackener Hokkaido? Andrea, das Rezept MUSS ich haben.
Wobei, Hokkaido kriege ich jetzt sowieso nicht. Aber das Buch, über das sollte ich wohl nachdenken …
Doch, Hokkaidokürbisse gibts jetzt, ich kauf sie im Bioladen. Aber im Supermarkt haben sie die sicher auch. Das Rezept mail ich dir, das ist wirklich seeeeehr lecker! :)