Krimis sind eigentlich ein Stück heile Welt. Es gibt einen Anfang und ein Ende, ein Opfer und einen Täter, man erfährt die Motive des Mörders, lernt die wichtigen Akteure näher kennen, und die Seiten zwischen den Buchdeckeln haben ein Ziel: ein Verbrechen aufzudecken. Das ist doch eine heile Welt: in der man sich als Leserin nicht hilflos fühlt, sondern meint, einen gewissen Durchblick zu haben. In der man Menschen auf dem Tablett serviert bekommt, der ist so, die ist so. In der Verbrechen aufgeklärt werden, und irgendwo im Hintergrund meist doch der Sinn mit dem Tuch winkt und sich noch nicht ganz verkrümelt hat.
Krimis. Ich bekam meinen ersten als Teenager geschenkt. Er lag ein Jahr lang herum, die Geschichte reizte mich nicht. Dann nahm ich das Buch doch zur Hand – und konnte es nicht mehr weglegen. Es war eines der Lynley-Bücher von Elizabeth George. Später war da eine Freundin, die nach getaner Arbeit abends zur Entspannung Krimis las. Sie lieh mir Bücher von Henning Mankell, Donna Leon und wie sie alle heißen.
Nur von Krimis kann ein Büchermensch nicht leben, behaupte ich, denn irgendann langweilt es einen doch: immer das gleiche Gerüst, immer ein Mörder, ein Täter und einer, der ermittelt. Und so ganz stimmt es mit der heilen Welt ja nun auch nicht, viele Autoren und Autorinnen sind recht kreativ, was die Art und Weise angeht, wie das Opfer oder die Opfer zu Tode kommen. Ganz schön grausam, manchmal, da ist der im Vorteil, der schnell liest und sich die Szenen nicht in aller Farbigkeit ausmalt. Doch es bleibt ein Roman, etwas, das keine Realität ist. Die ist ja schon grausam und oft sinnlos genug.