Da ist jemand schüchtern, ein Tier, von dem man zunächst nur den Kopf und den (nicht ganz kurzen) Hals sieht, aber vermutlich wissen sogar schon kleinere Kinder sofort, dass das ein Pfau ist. Ein anderer Pfau will von ihm wissen, warum er sich versteckt. Die Antwort: Er ist schüchtern, da alle immer auf seinen großen, langen Schweif schauen würden. Der andere Pfau nimmt ihn mit zu vier Freunden: dem Schwan mit dem superlangen Hals, der Eule mit den supergroßen Augen, dem Flamingo mit den superlangen Beinen und dem Tukan mit dem supergroßen Schnabel. Alle vier finden Hals, Augen, Beine und Schnabel super, so wie sie sind. Daraufhin fasst der schüchterne Pfau Mut und zeigt sich so, wie er ist. Man kann sagen: in all seiner Pracht. Und die Moral von der Geschicht steht am Schluss: „Es gibt keinen Grund, schüchtern zu sein – wir sind alle besonders, ob groß oder klein.“
Tatsächlich ist manches im Buch gereimt, aber bei Weitem nicht alles. Es ist ziemlich wenig Text, pro Doppelseite maximal vier Zeilen, und die Buchstaben sind recht groß. Das passt zu den schönen Illustrationen, die jeweils über eine Doppelseite gehen. Sie sind ruhig, klar und reduziert, auf eine sehr ansprechende Weise. Das Cover ist ein gutes Beispiel: viel freie weiße Fläche, die Tiere mit einer passenden, charakteristischen Umgebung – und auf jedem Bild immer kleine, zarte Schmetterlinge, die ja unter anderem ein Symbol für Wandel sind, für Hoffnung und Leichtigkeit.
Durch die zeitlosen Illustrationen und die einfache, starke Botschaft ist das Buch etwas für Kinder wie für Erwachsene. Vermutlich fühlen sich von dem Titel auch mehr Menschen angesprochen, als man denken würde …
Elisabeth Longridge: Ich bin etwas schüchtern
Aus dem Englischen von Anne Brauner
32 Seiten
ab 4 Jahren
2023 Verlag Freies Geistesleben
ISBN 978–3‑7725–3121‑7
16 Euro